„Katzenzüchter sind Künstler“Internationale Katzenschau zum ersten Mal in Hückeswagen

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Juror Dennis Ganoe ist aus dem US-Bundesstaat Oregon angereist.

Juror Dennis Ganoe ist aus dem US-Bundesstaat Oregon angereist.

Hückeswagen – „Schönheit ist überall gar ein willkommener Gast“– das stellte schon Johann Wolfgang von Goethe zu Lebzeiten fest. Für die 110 Katzen, die an der überhaupt ersten internationalen Katzenausstellung in der Hückeswagener Mehrzweckhalle teilnahmen, bewahrheitete sich das Zitat, denn dort durften sie ihre Attraktivität unter Beweis stellen.

So richtig vornehm sieht auf den ersten Blick in der Halle gar nichts aus. Ein großer Raum mit vielen Tischen, auf denen aufgereiht faltbare Transportboxen stehen. Wer aber einen Blick hineinwirft, kann ganz unterschiedliche Rassekatzen bestaunen, die darin friedlich schlummern oder neugierig beobachten. Sie haben glänzendes Fell, beinahe schöner als die Damen, die man in der Shampoowerbung im Fernsehen sieht.

Jedes Tier von sechs Richtern bewertet

Es gibt helle und dunkle Tiere, manche von ihnen tragen Musterungen, wie sie die Natur nicht schöner hätte zaubern können. Viele verschiedene Sprachen sind zu hören, wenn die Besitzer ihre Tiere ansprechen, aus der Box holen und auf den extra eingerichteten Kosmetiktischen für die nächste Bewertung vorbereiten. Die sind schließlich aus allen Herren Ländern angereist nach Hückeswagen. Italiener, Belgier, Spanier, Holländer und viele mehr, alle mit einer Gemeinsamkeit: der Freude an hübschen Katzen.

Der Informatiker Dennis Ganoe ist seit über 20 Jahren ehrenamtlicher Juror der internationalen „Cat Fanciers' Association“ .

Der Informatiker Dennis Ganoe ist seit über 20 Jahren ehrenamtlicher Juror der internationalen „Cat Fanciers' Association“ .

Dann auf Englisch ein Aufruf, die nächste Richterbewertung steht an und es bildet sich eine Traube von Interessierten um den Tisch. Das geht bis zum späten Nachmittag so, denn jede Katze wird von jedem der sechs Richter einmal genau unter die Lupe genommen. Gerade ist Dennis Ganoe dran aus Portland im US-Bundesstaat Oregon und schaut sich die Schönheiten auf seinem Richtertisch an.

Kein Namen, nur Zahlen auf dem Klemmbrett

Er arbeitet besondere Merkmale für den Standard (er beschreibt die perfekte Katze) der verschiedenen Rassen heraus und kommentiert diese, um anschließend die Platzierung auszurufen.

Die Juroren bewerten die Tiere nach einem vorgegebenen Kriterienkatalog. 

Die Juroren bewerten die Tiere nach einem vorgegebenen Kriterienkatalog. 

Gewonnen hat in dieser Runde ein vier Monate altes beigefarbenes, fluffiges Kätzchen. „Den Namen weiß ich leider nicht, ich habe hier nur Zahlen“, sagt Ganoe, lacht und deutet auf seine Unterlagen. Er hat sichtlich auch etwas Ehrfurcht beim Bewerten der Tiere. „Katzenzüchter sind Künstler. Und wir Richter sind Menschen, die schöne Katzen mögen und geben den Züchtern das Feedback, womit sie dann ihre Zucht aufwerten können“, erklärt Ganoe seinen Job.

Teilnehmer aus ganz Europa

Für jede Katze gibt es eine bunte Rosette, manche haben bis zur Mittagszeit schon mehrere ergattert, die an ihren Boxen hängen. Darunter auch Hoopsie, Leyla, Sweety und Donut. Die vier American Shorthairs gehören zu Züchterin und gleichzeitig Veranstalterin Ulrike Knüppel aus Hagen. „Es sind tolle Familientiere mit freundlichem Charakter. Verschmust, auf Menschen bezogen und sie haben sehr viel Seele“, beschreibt sie ihre Familienmitglieder.

Von Katzen, Züchtern und dem Brexit

Hintergrund

110 Katzen aus vielen Ländern Europas haben an der ersten internationalen Katzenausstellung in der Hückeswagener Mehrzweckhalle teilgenommen. Angereist waren Züchterinnen und Züchter unter anderem aus Italien, Belgien, Spanien und den benachbarten Niederlanden.

Die Bewertungen fanden nach dem System der „Cat Fanciers' Association“ (CFA) statt. Ein 1906 in den USA gegründeter Zusammenschluss von Katzenzüchtern. Nach eigenen Angaben ist die CFA der weltweit größte Verband von Rassekatzenzüchtern.

In Europa ist die CFA durch die „UK Cat Fanciers“ aus dem Vereinigten Königreich vertreten. Durch den Brexit haben die europäischen Katzenfreunde die Vereinsaktivitäten auf das EU-Festland verlegt. 

Besonders der fast siebenjährige Kater Hoopsie ist ein Garant für herausragende Platzierungen. Er darf sich „Grand Champion“ nennen, das ist der höchste Titel, den er von der „Cat Fanciers Association“ (CFA), der amerikanischen Organisation für Katzenzucht, bekommen kann.

Die Standards legt die Organisation fest und hat weltweit regionale Gruppen, die dann Schönheitswettbewerbe wie den in Hückeswagen durchführen.

Erste Katzenausstellung seit 2019 in Hückeswagen

Hückeswagen schlug Clubmitglied und Einwohnerin Helen Zimmer vor, die Stadt und Hausmeister Wolfgang Krause unterstützten das Vorhaben, das seit Herbst stand, kurzfristig. „Das ist die erste Katzenausstellung seit 2019“, erzählt Knüppel wehmütig.

Vor allem das Zusammenkommen der unterschiedlichen Kulturen und gleichen Interessen sei immer wieder ein großes Vergnügen und pandemiebedingt in den letzten zwei Jahren viel zu kurz gekommen, immerhin kenne man rund 70 Prozent der Leute dort und knüpfe viele Bekanntschaften.

Viele Veranstaltungen nach Brexit in Deutschland

Teilnehmer der Schönheitswettbewerbe kommen viel herum, die Züchterin selbst war sogar schon in Hongkong und in den USA, alles aus eigener Tasche bezahlt, denn alleine das Flugticket für die Katze ist teuer.

Doch woher kommt diese Leidenschaft für ein solch kosten- und zeitintensives Hobby? „Als ich mit meinem Mann verheiratet war und er viel gearbeitet hat, habe ich mir Katzen als Gesellschaft gewünscht“, erinnert sich Knüppel.

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Aus einer Katze seien dann zwei geworden. Durch das Pärchen habe sie das Interesse an der Zucht entwickelt und auch die Freude an der Vereinsarbeit. So landete sie bei den „UK Cat Fanciers“, einer europäischen Untergruppe des CFA, die eigentlich in England gegründet wurde, doch durch den Brexit findet nun vieles in Deutschland statt.

Kritische Äußerungen zum Thema Katzenschauen hat Knüppel natürlich auch schon gehört. „Showtiere präsentieren sich gerne. Wenn ich aber als Aussteller merke, dass mein Tier unruhig und nervös ist, es das alles nicht mag, dann ist es kein Showtier und ich muss es zuhause lassen“, erklärt sie die goldene Regel.