Vom Team zur Familie50 Jahre Handballdamen beim SV Wipperfürth

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Teamfoto von 2008. Viele Handballerinnen haben ihrem Verein die Treue gehalten.

Teamfoto von 2008. Viele Handballerinnen haben ihrem Verein die Treue gehalten.

Wipperfürth – Die eine Familie hat man einfach, die andere sucht man sich aus. So ist das nämlich bei den Handball-Damen des SV Wipperfürth – und zwar seit mehr als 50 Jahren. Das Band, das die Frauen im Verein knüpfen, hält bei vielen ein Leben lang.

Bei Elfi Sax ist das beispielsweise so. Sie ist eines der Gründungsmitglieder aus der Zeit um 1971/72, als es mit dem Damenhandball in Wipperfürth angefangen hat. Aufmerksam wurde sie durch einen Aufruf in der Zeitung. Mit 20 Mitstreiterinnen und dem damaligen Trainer Günther Büngen leitete sie die Ära ein und ist bis heute ihrem Verein treu geblieben.

Schon mit 16 Jahren Trainerin

Bei Annette Boenigk war es Mund-zu-Mund-Propaganda. Heute ist sie Übungsleiterin bei der Ü60-Mannschaft. „Viele Spielerinnen wurden mit der Zeit zu Trainerinnen“, erklären die Handball-Damen stolz. Denn das habe vor allem zwei ganz große Vorteile: man übernimmt die Verantwortung dafür, dass der Sport weitergeführt wird und kann den Spaß an der Sache an andere weitergeben. Boenigk wurde schon mit 16 Jahren zur Trainerin und hat auch die berufliche Ausrichtung auf den Sport gelegt, als Übungsleiterin mit Festanstellung.

Christina Würth hat ebenfalls Hobby und Beruf verbinden können: Sie wollte unbedingt Grundschullehrerin werden, Kindern etwas beibringen. Die Feuertaufe, ob der Beruf letztendlich wirklich etwas für sie ist, hat sie bestanden und im Verein zwei Mädchenmannschaften aufgebaut – und sie ist Grundschullehrerin.

Dass Spielerinnen im Verein irgendwann später Trainerämter übernehmen, ist keine Seltenheit. Aus der eigenen Jugend ist daher schon viel entstanden. Doch was macht eigentlich eine gute Trainerin aus? „Sie ist ein gutes Vorbild, mit Herz und Engagement dabei, einerseits für den Sport und für die Mädchen, ist tolerant, flexibel, geduldig und gelassen und fördert jeden individuell“, trägt die Gruppe zusammen.

Die Spielerinnen mit Trainer Günther Büngen, viele Sportlerinnen der Anfangsjahre wurden später selbst zu Übungsleiterinnen.

Die Spielerinnen mit Trainer Günther Büngen, viele Sportlerinnen der Anfangsjahre wurden später selbst zu Übungsleiterinnen.

Beim SV Wipperfürth geht es nicht nur um die Liebe zum Hobby, erfolgreich sind die Teams gleichermaßen. Relativ schnell schaffte es die erste Generation in die Verbandsliga und bis heute haben die Handball-Damen des Vereins immer wieder ihre flinken Finger im Spiel in unterschiedlichen Ligen, auch die Oberliga zählt dazu.

Ob der Handball auch Einfluss auf den privaten Lebensweg hat? „Definitiv!“, sind sich Sax, Boenigk, Würth und auch die erste Vorsitzende, Bärbel Schröder, Tessa Hahn vom Vorstand und Trainerin Sarah Bilstein einig – und zwar einstimmig.

Zweifelsohne lebt in jedem Mitglied ein kleiner Geist: der Teamgeist. „Es finden ganz unterschiedliche Persönlichkeiten und Berufe bei uns zueinander, denn er schweißt uns zusammen. In guten wie in schlechten Zeiten“, so Hahn.

Leidenschaft für Handball zieht sich durch alle Generationen

Klingt wie die Beschreibung einer Ehe. Die sind innerhalb der Handballspielerinnen und -spieler aus dem Verein tatsächlich entstanden. Dafür sind Sax und Hahn Paradebeispiele. Bei beiden Familien zieht sich die Leidenschaft für den Handball durch alle Generationen. Auch ihre Kinder konnten sie dafür begeistern und an den Wochenenden dient die Halle als zweites Wohnzimmer. Für Sarah Bilstein ergab sich eine Ballsport-Mix-Ehe aus Handball und Fußball. „Ein schönes Wochenende ist nur schön, wenn man Handball spielen kann“, so das Motto der Sportgefährtinnen. „Bei uns ist der soziale Status egal und auch das Alter, denn viele Altersklassen sind ohnehin gemischt“, fährt Hahn fort. „Der sportliche Gedanke ist sowieso altersunabhängig“, fügen ihre Kameradinnen hinzu.

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Die Welt gesehen haben die Handball-Damen durch ihr Mitwirken im Verein auch. Sei es bei Turnieren bis Oslo oder Göteborg oder gemeinsame Reisen. Das geht aktuell alles nicht, denn auch im SV Wipperfürth hat die Corona-Pandemie alles ganz schön durcheinandergewirbelt. Da mussten die Sportlerinnen in den letzten zwei Jahren kreativ werden, mit digitalem Training ohne Ball, beispielsweise in Form von Work-outs hinter dem Bildschirm. „Es war gut, aber nicht dasselbe“, resümiert die junge Generation der Runde wehmütig. „Man spielt schließlich Handball, um Kontaktsport zu betreiben“, erklärt Hahn weiter.

Spielszene im Jahr 1971, als sich die Handballdamen im SV Wipperfürth gründeten. Foto: Sax

Spielszene im Jahr 1971, als sich die Handballdamen im SV Wipperfürth gründeten. Foto: Sax

Handball könne übrigens jeder spielen, unabhängig von der Körpergröße, der Schnelligkeit und der Kraft, denn um die unterschiedlichen Positionen zu besetzen, braucht es unterschiedliche Charaktere. Im Gegensatz zu den Männern, die körperbetonter spielen, sind die Frauen technisch affiner und gerade Wipperfürth sei bekannt für schnellen und flexiblen Damenhandball.

Um immer wieder neue Gesichter für den Sport zu begeistern, gibt es in „normalen Zeiten“ Schnupperangebote und Kooperationen mit Grundschulen oder der Handballschule in Gummersbach. „Wir wollen den Mädchen zeigen, wie viel Spaß es macht, sich zu bewegen. Mit Ball in der Hand laufen Spieler mehr und sind motivierter“, ist sich die Vorsitzende Bärbel Schröder sicher.

Mitmachen: Der SV Wipperfürth sucht Spielerinnen, aktuell vor allem für die E-Jugend. www.sv-wipperfuerth.de