Kultur in WipperfeldSo geht Shakespeare im Papiertheater Untermausbach

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Eine Szene aus dem „Sommernachtstraum“.

Eine Szene aus dem „Sommernachtstraum“.

Wipperfeld – Ein großes Bühnenportal an der Hauswand mit der Aufschrift „Opera“ weist den Besuchern den Weg zur Bühne. Die liegt, etwas versteckt, im verwunschenen Garten hinter dem Wohnhaus von Peter Schauerte-Lüke in der klitzekleinen Ortslage Untermausbach.

Klein, aber fein ist das Freilichttheater, das dort aufgebaut ist – ein Papiertheater mit Platz für 20 Zuschauer. William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ feierte am Mittwoch Premiere. „Shakespeare ist immer spannend“, sagt Theaterchef Peter Schauerte-Lüke, und so zelebriert er diese und nächste Woche ein kleines Shakespeare-Festival.

Sommernachtstraum beginnt in Athener Palast

Die Abenddämmerung setzt ein, die Zuschauer erblicken einen Palast in Athen. Herzog Theseus steckt mitten in seinen Hochzeitsvorbereitungen, da erscheinen Egeus und seine Tochter Hermia. Die soll – nach der Vaters Willen –Demetrius heiraten, liebt aber einen anderen, nämlich Lysander.

Papiertheaterin Untermausbach

Die Figuren und das Theater

Eine große Sammlung an Papiertheatern besitzt Theatermacher Peter Schauerte-Lüke. Für die Freilicht-Aufführungen kommt ein besonders großes Exemplar zu Einsatz.

Dessen prächtiges, im frühbarocken Stil gehaltenes Bühnenportal geht auf einen Entwurf des berühmten Düsseldorfer Malers Friedrich Wilhelm von Schadow zurück, wie die Theaterwissenschaftlerin Sabine Herder herausgefunden hat. Die Vorlagen für die Pappfiguren des Sommernachtstraum-Inszenierung im Stil der Theaterreformbewegung stammen aus der Theaterwissenschaftlichen Sammlung in Schloss Wahn, sie entstanden wohl um das Jahr 1900.

Für die Aufführung in Untermausbach hat Peter Schauerte-Lüke die Figuren vergrößert und sie der Bühnengröße angepasst.

Theseus ermahnt das Mädchen, dem Vater zu gehorchen, andernfalls müsse sie als Priesterin den Männern entsagen. Lysander und Hermia beschließen zu fliehen. Treffpunkt der Liebenden ist der nächtliche Wald vor den Toren der Stadt.

Titania liebt den eselsköpfigen Weber Zettel

Dort kommt es dann zum großen Liebes-Schabernack, an dem der Kobold Puck maßgeblich Anteil hat. Der Saft einer Zauberblume, geträufelt auf die Augen eines Schlafenden, bewirkt, dass sich die Person in das erste Gesicht verliebt, das sie erblickt. Und so verguckt sich die Feenkönigin Titania, die ebenfalls im Wald schlummert, in den großmäuligen Weber Zettel, dem Puck zuvor einen Eselskopf angezaubert hat. Eine Racheaktion von Titanias Ehemanns Oberon, mit dem sie über Kreuz liegt – und ein Spektakel für Augen und Ohren des Publikums.

Papiertheater ON 2 050822

Die Figuren in „Ein Sommernachtstraum“

Für Gelächter sorgen die tumben Handwerker, die zu Ehren ihres Herzogs und seiner Braut eine Tragödie aufführen wollen, die dann aber unfreiwillig komisch umgesetzt wird. Zum Schluss gibt’s ein Happy End.

Papiertheater mit teilweise improvisiertem Text

Beim Papiertheater sind die Figuren steif, die Spieler können sie lediglich hin- und her verschieben. Umso wichtiger wird die Stimme.

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Peter Schauerte-Lüke übernimmt die Männerrollen, Sabine Herder die Frauen. Beide wispern, grollen, klagen und deklamieren die Verse des großen Dramatikers in einer herrlich altmodischen Übersetzung. So gekonnt und vielstimmig, dass sich die Zuhörer dem Rausch der Illusion hingeben können. Beide Spieler kleben nicht sklavisch an der Textvorlage, sondern improvisieren immer wieder. In den Umbaupausen singt Schauerte-Lüke auch noch ein bisschen Jazz. Ein wunderbarer Abend.

Weitere Aufführungen: „Ein Sommernachtstraum“ am Sonntag, 7. August, ab 20 Uhr. „Der Sturm“ am 10. 11. und 14. August, jeweils um 20 Uhr. Kartenreservierung sind möglich unter Telefon 01 60/55 42 447.