OberbergSo kämpfen die Jugendfeuerwehren gegen Nachwuchsprobleme während der Pandemie

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Mikael und Fynn, beide zehn Jahre alt, würden lieber praktisch mit ihrer Jugendfeuerwehr üben.

Mikael und Fynn, beide zehn Jahre alt, würden lieber praktisch mit ihrer Jugendfeuerwehr üben.

Oberberg – Den zweiten Dienst in diesem Jahr absolvierten die rund 100 Mitglieder der Jugendfeuerwehr Reichshof auf dem heimischen Sofa am Bildschirm. „Wir haben gelernt, was man alles für das Abzeichen Jugendflamme können muss“, berichtet Fynn aus Brüchermühle.

„Rennen, Rohre anschließen und Schläuche ausrollen“, ergänzt sein Freund Mikael. Die beiden Zehnjährigen sind mit Feuereifer dabei – auch wenn sie sich lieber mit ihren Kameradinnen und Kameraden „in echt“ treffen würden. Aber Anfang Januar hat Gemeindebrandinspektor Christoph Dick alle Veranstaltungen der Kinder- und Jugendfeuerwehr in Präsenz bis auf Weiteres ausgesetzt.

Feuerwehr in Oberberg: Einsatzbereit auch in der Omikron-Welle

„Die Feuerwehr gehört zur kritischen Infrastruktur. Da müssen wir alles tun, um angesichts der sich Omikron-Welle und steigender Fallzahlen einsatzbereit zu bleiben“, begründet der Wehrchef die Entscheidung. „Wenn 20 Kinder ins Gerätehaus kommen, ist mir die Gefahr einer Ansteckung zu groß. Und draußen im Freien kann man bei der Witterung kaum was machen.“ Das sei ihm sehr schwer gefallen, räumt er ein, gern würde er sobald wie möglich wieder lockern.

Für andere Kinder- und Jugendfeuerwehren im Kreis sieht es nicht besser aus. So wurden in Bergneustadt schon im November die praktischen Dienste eingestellt, in Engelskirchen im Dezember. Nur die Weihnachtsbaum-Sammelaktion fand in Bergneustadt und Engelskirchen statt – eine Ausnahme, mit getesteten Jugendlichen in kleinen Gruppen.

Feuerwehr-Experimente vor der Kamera

Wie in Reichshof sitzen auch die Bergneustädter Mitglieder der Jugendfeuerwehr abends vor ihren Bildschirmen und lernen zum Beispiel alles über Unfallverhütung per Onlinekonferenz. „Wir haben auch Rätsel eingebaut und ein Suchbild“, erzählt der Bergneustädter Stadtjugend- und Kinderfeuerwehrwart Jan Rothkamm. „Natürlich ist es besser, in der Realität zu üben, aber durch das Homeschooling kennen sich alle schon mit der Technik aus.“

Auch am Bildschirm sind die beiden Zehnjährigen immer mit Fleiß dabei.

Auch am Bildschirm sind die beiden Zehnjährigen immer mit Fleiß dabei.

Schon im Lockdown hatten Jugendleiterinnen und Jugendleiter eine Menge origineller Ideen entwickelt, zum Thema „chemische Gefahren“ zum Beispiel selbst Experimente vor der Kamera durchgeführt, berichtet der stellvertretende Gemeindejugendwart Florian Engel aus Reichshof. „Es wäre schön, wenn wir einheitliches Material zur Präsentation zur Verfügung hätten. Aber wir schaffen es auch, alles selbst vorzubereiten.“

Jan Rothkamm ist zufrieden, dass 90 Prozent der Jungen und Mädchen aus seiner Stadt mitgemacht haben. „Es hat allen Spaß gemacht“, freut er sich. Das ist wichtig, damit alle bei der Stange bleiben. Denn durch das Auf und Ab von Corona-Wellen und Corona-Vorschriften fehlt allmählich der Nachwuchs. „Wir haben viele Mitglieder der Jugendfeuerwehr in den aktiven Dienst abgegeben“, stellt Engel fest. „Wir können ja nicht so werben wie in normalen Zeiten. Zum Glück konnte die Projektwoche in den Schulen nach den Sommerferien ganz normal stattfinden. Das hat uns 27 neue Mitglieder gebracht.“

Für Kinder noch schwieriger als für die Jugend

In Bergneustadt gab’s im Herbst für die Jugendfeuerwehr ein Sweatshirt und als Weihnachtsgeschenk einen Thermotrinkbecher.

Für die Kinderfeuerwehren ist die Situation noch schwieriger als für die Jugendfeuerwehren, hier findet zurzeit in Engelskirchen, Reichshof und Bergneustadt gar nichts statt. „Wir haben es im vergangenen Jahr mit Malaktionen und Fragezetteln online versucht. Aber das war dann offenbar den Kindern zusätzlich zum Homeschooling zu viel. Und vielleicht auch den Eltern, die zum Teil im Homeoffice schon gestresst waren“, berichtet Engel. „Die Kinder wollen nicht den Schlauch erklärt bekommen, sie wollen damit auf die Wasserwand spritzen.“

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Für die Jugendlichen hat er die Onlinedienste bis März geplant, eventuell auch schon mit der theoretischen Vorbereitung auf die Leistungsspange. Im April, so hofft er, kann es dann wieder losgehen mit den praktischen Diensten. In Engelskirchen, wo zurzeit alle Dienste ausgesetzt sind, hofft Brandmeister Thomas Krimmel darauf, im Februar mit den Jugendlichen wieder loszulegen. „Alle Betreuer sind geboostert, und die Jugendlichen kommen frisch getestet aus der Schule.“

Jan Rothkamm aus Bergneustadt hat den März im Blick und wünscht sich, bald wieder mit Aktionen in die Schulen und Kindergärten zu gehen, damit wieder mehr Kinder und Jugendliche Spaß an der Feuerwehr bekommen. Florian Engel hat sich vorgenommen, zu zeigen: „Hey, Leute, die Kinder-und Jugendfeuerwehr ist noch da!“