WiehlSekundarschülerinnen erforschen Wetter mit Ballon und Schokokuss

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Die Lehrerinnen Wiebke Grobe (l.) und Melanie Seitz (r.) ließen den Ballon gemeinsam mit Schülerinnen abheben.

Die Lehrerinnen Wiebke Grobe (l.) und Melanie Seitz (r.) ließen den Ballon gemeinsam mit Schülerinnen abheben.

Bielstein – „Ist jetzt hoffentlich alles drin?“, fragte sich Juliane Weber von der Wetterballon-AG der Sekundarschule Wiehl TOB (Technisch orientierte Bildung) nachdenklich beim Start des Stratosphärenballons am Donnerstagvormittag auf dem „Brunnenhof“ der Schule. Sogar zwei als Talisman hineingelegte Haargummis fanden noch Platz in der rund eineinhalb Kilogramm schweren Sonde, an der die neun Mädchen aus der Jahrgangsstufe 9 seit rund einem Jahr gearbeitet haben.

Lehrerin Wiebke Grobe, die das Projekt gemeinsam mit ihrer Kollegin Melanie Seitz betreut, berichtet von einer Fernsehsendung über den Flug eines Stratosphärenballons, den einige ihrer Schülerinnen gesehen hatten.

Experimente mit Wetterballon in Wiehl: Kamera filmt mit

„Das wollen wir auch machen“, sei die einhellige Meinung der Mädchen gewesen. Während des Lockdowns hätten sie den Schülerinnen Kisten zusammengestellt mit Basismaterialien, um die Experimente während des Fluges zu entwickeln.

Noch kurz vor dem Start sitzt Laura Sijben im Technikraum und lötet sicherheitshalber die Verbindung der Batterien zu der Action-Kamera nach, die den Verlauf der Experimente aufzeichnen soll. „Ich habe vorher noch nie einen Lötkolben angefasst“, schildert die 14-Jährige. „Aber das klappt prima – ich habe mich noch nicht einmal verbrannt.“ Sie ist verblüfft, wie einfach sich technische Komponenten zusammensetzen lassen: „Ich habe früher gedacht, da steckt Magie dahinter.“

Melanie Seitz erläutert den Aufbau der Sonde von der ostwestfälischen Firma Stratoflights, die einen Datenlogger zur Messung von Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchte beinhaltet sowie zwei separate GPS-Tracker zur Positions- und Höhenbestimmung. Zwei Kameras sind auf den Horizont und auf einen senkrechten Blick nach unten gerichtet.

Neben einem Gasthermometer fahren auch Aqua- und UV-Perlen mit, um die Umgebungsbedingungen visuell durch die Horizontkamera zu erleben. Als besonderen Gimmick haben sich die Teenies für einen Schokokuss entschieden, um zu erfahren, ob und bei welchem Luftdruck er platzt.

Wetterballon mit 5000 Litern Helium wird in der Schulpause losgeschickt

Beim Start in der Unterrichtspause wurde der Ballon mit etwa 5000 Litern Helium gefüllt. Wiebke Grobe erläutert, dass die Hülle mit rund drei Metern Durchmesser sich in etwa 30 Kilometern Höhe auf mehr als 20 Meter ausdehnen wird. Bei den derzeitigen Luftströmungen soll er im Raum Frankfurt platzen und etwa in der Nähe von Bensheim mit dem roten Fallschirm zu Boden gleiten. Unmittelbar nach dem Abheben machte sich die Schülerinnen mit ihren Lehrerinnen auf den Weg in den Süden, um die Sonde hoffentlich wohlbehalten zu bergen.

Das Projekt wurde durch das Programm „Wir stärken Mädchen“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung“ gefördert, was die Anschaffung des benötigten Basismaterials und die Begleitung durch die Mentorin Dorina Weichert vom Fraunhofer Institut Sankt Augustin ermöglichte. Zusätzliche Unterstützung erhielten die Mädchen durch das Bielsteiner Unternehmen Kampf Schneid- und Wickeltechnik, das die Kameras stellte, und durch die Spende des Heliums von der Wiehler Firma BPW Bergische Achsen.

Firma aus Rheinhessen findet Wiehler Wetterballon

„Wir haben ganz schön geschwitzt, als wir durch den Wald gestapft sind und nichts gefunden haben“, sagte Melanie Seitz am Freitagmorgen. Dann habe ein Unternehmen aus dem rheinhessischen Wöllstein, eine gute Fahrtstunde westlich, angerufen und von der Landung auf dem Firmengelände berichtet. Bei der ersten Kontrolle stellten die Mädchen fest, dass die Sonde nicht beschädigt wurde – und dass der Schokokuss geplatzt ist.

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Die Auswertung des Datenloggers ist in der nächsten Woche geplant. Im Februar soll im Rahmen des gleichen Projekts die nächste Mädchengruppe starten, jetzt mit der Unterstützung durch die erfahrenen Pilotinnen.