„Wir schämen uns so“Schwestern sind Opfer von Betrugsmasche

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Geld Betrug

Symbolbild

Gummersbach – Sie kannten die Masche, hatten mehrmals darüber in der Zeitung gelesen. Und doch wurden zwei Schwestern aus Gummersbach im Oktober 2020 Jahres Opfer genau dieser Betrugsmasche: Vermeintliche Polizeibeamte erzählten am Abend des 12. Oktober den 78- und 87-jährigen Seniorinnen am Telefon von brutalen Überfällen in der direkten Nachbarschaft und dass auch sie in Kürze von den Tätern heimgesucht werden würden. Sie sollten ihren Schmuck im Wert von rund 30 000 Euro der Polizei übergeben, damit dieser sicher verwahrt werden könne. Ein Kollege werde sich dann per vereinbartem Passwort zu erkennen geben.

Die Betrüger schlugen mehrfach zu

Bei diesem einen Anruf blieb es aber nicht. Auch am 13. und 14. Oktober meldete sich der „Polizeihauptkommissar Krüger“ bei den Rentnerinnen. Er überzeugte sie davon, auch einen Großteil ihres Geldes in die Obhut der falschen Ordnungshüter zu geben. Sie gingen zur Bank und hoben insgesamt 42 000 Euro von ihren Konten ab und verkauften zusätzlich ihre Wertpapiere in Höhe von 100 000 Euro.

Wieder sollte ein Kollege das Geld in Umschlägen verpackt abholen und sich per Passwort ausweisen. Die Bankmitarbeiter wurden ob der hohen Summen, die die Schwestern abhoben stutzig, informierten die Polizei. Diese suchten das Gespräch mit den Seniorinnen.

Bestürzt zu hören, dass sie auf diese perfide Masche hereingefallen waren, stimmten sie zu, sich zum Schein ein weiteres Mal darauf einzulassen. Die Bank händigte einen Umschlag aus, gefüllt mit Überweisungsträgern. In der Wohnung der Schwestern hatten sich Polizeibeamten positioniert, um den „Kollegen“ bei Übergabe festnehmen zu können. Diesem gelang es zunächst zu fliehen, er konnte erst beim dritten Versuch durch die Polizei dingfest genommen werden.

Anwalt: Drogenabhängiger Mandant war nur der Bote

Eben jener junge Mann musste sich nun für diese Taten vor dem Schöffengericht am Amtsgericht Gummersbach verantworten. Ihm wurde gemeinschaftlicher Betrug in drei Fällen und versuchter Betrug in einem Fall, unbefugtes Ausüben eines öffentlichen Amtes in vier Fällen sowie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Von den anderen Tatbeteiligten fehlt bis heute jede Spur.

„Mein Mandant war zu dem Zeitpunkt schwerst drogenabhängig und hatte rund 400 Euro Schulden bei seinem Hauptdealer“, erklärte der Verteidiger. Der Dealer habe dem 26-jährigen Aushilfskoch die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder er bezahle seine Schulden oder er solle zu dessen „Tante“ fahren und für ihn einen Umschlag abholen. „Mein Mandant wusste bis zur Festnahme nicht, worum es ging. Ihm wurde nicht gesagt, was sich in dem Umschlag befand“, so der Rechtsanwalt. Wer an den Tagen zuvor die Umschläge in Empfang genommen habe, wisse der Angeklagte ebenfalls nicht. Er sei nur am 15. Oktober bei den Seniorinnen gewesen. Sein Dealer halte sich seit der Tat in der Türkei auf, den Namen wollte der Angeklagte dem Gericht nicht nennen.

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Eine der beiden Schwestern war sich im Gerichtssaal allerdings sicher, in dem Angeklagten den falschen Beamten wiederzukennen. „Es war immer derselbe Mann, da bin ich mir zu 100 Prozent sicher“, so die Seniorin. Die Frage des Staatsanwalts, ob sie das Geschehene verarbeiten konnten, beantworteten beide mit den Worten: „Wir schämen uns so, auf diese Masche hereingefallen zu sein. Wir waren so dumm.“

Sowohl der Staatsanwalt als auch der Vorsitzende Richter Ulrich Neef versicherten den Schwestern, dass sie zahlreiche solcher Betrugsdelikte bearbeiten müssten, und das es jeden treffen könne, Opfer solcher zu werden. „Sie haben keinen Grund sich zu schämen“, so Neef. Das Verfahren gegen den Angeklagten wird am kommenden Freitag fortgesetzt.