114 MitarbeiterFührender Anbieter für Videotechnik in Bensberg ist insolvent, aber kämpft

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Die Firma Astro Strobel.

Das Firmenschild von Astro Strobel in Bergisch Gladbach-Bensberg.

Lieferkettenprobleme, Wirtschaftslage, Stornierung eines Großauftrags: Die Bensberger Firma Astro Strobel ist insolvent, will aber kämpfen.

Ein führendes Spezialunternehmen für Kommunikationstechnik, die 1947 gegründete Bergisch Gladbacher Astro Strobel Kommunikationssysteme GmbH mit aktuell 114 Mitarbeitern, ist insolvent. Es sieht aber gute Chancen, sich durch eine gerichtliche Sanierung im Regelverfahren neu aufzustellen. Wie das mit der Pressearbeit für das Unternehmen beauftragte Büro, die Dresdner Firma ABG Marketing, weiter mitteilt, hat das Amtsgericht Köln dem Antrag des Astro-Geschäftsführers am 10. Juli stattgegeben.

„Die Insolvenzeinleitung ist ein einschneidender Moment für unser Unternehmen, aber ich bin davon überzeugt, dass wir gestärkt daraus hervorgehen werden. Hinter uns stehen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie langjährige Kunden, für deren Loyalität ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte. Gemeinsam mit einem erfahrenen Sanierungsteam werden wir unser Unternehmen auf eine nachhaltig stabile Basis stellen“, sagt Geschäftsführer Herbert Strobel.

Rund 20 Millionen Euro Jahresumsatz

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Ausweislich des letzten verfügbaren Jahresabschlusses hatte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2022 im Durchschnitt 126 Mitarbeiter und sechs Auszubildende. Das ursprünglich angestrebte Umsatzvolumen von 19,08 Millionen Euro (Vorjahr 23,12 Millionen) wurde deutlich verfehlt, das Unternehmen wies für 2022 nach Steuern einen Jahresfehlbetrag in Höhe von 1,63 Millionen Euro aus. Auch 2023 habe der Umsatz bei rund 20 Millionen Euro gelegen, hieß es auf Nachfrage.

Luftbild der Produktionsstätte

Die Produktionsstätte der Bensberger Firma aus der Luft.

Seit 77 Jahren beliefert der in der Bensberger Straße Olefant angesiedelte Elektronikhersteller Handelsunternehmen, Handwerksfirmen und Systemanbieter mit elektronischen Geräten sowie Systemlösungen, insbesondere für Kabelfernsehen, Satellitenempfang und IPTV-Technik. Das Unternehmen hat sich nach eigenen Angaben über die Jahre zu einem führenden Anbieter in Deutschland entwickelt.

Schieflage durch Stornierung eines Großauftrages aus der TK-Branche

Dennoch geriet es infolge anhaltender Lieferkettenprobleme durch Corona und Ukraine-Krieg sowie durch das aktuell trübe Wirtschaftsumfeld in eine schwierige Lage. Die Stornierung eines Großauftrags aus der Telekommunikationsbranche habe die Schieflage verschärft. „Die Liquiditätssituation konnte außergerichtlich nicht mehr verbessert werden, weshalb der Geschäftsführer pflichtgemäß und folgerichtig eine gerichtliche Sanierung anmeldete“, so ABG-Sprecherin Ilka Stiegler.  Der vorläufige Insolvenzverwalter rechnet mit einer Eröffnung des derzeit vorläufigen Verfahrens Anfang September.

Neben Geschäftsführer Strobel, dem Enkel des Unternehmensgründers, zeigt sich auch der vorläufige Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Thomas Ellrich (Kanzlei Voigt Salus) zuversichtlich, dass das Unternehmen aus seiner aktuellen Situation herausgeführt werden kann.

...das operative Geschäft ist grundsätzlich gesund und die Kunden sowie Lieferanten des Betriebs setzen ihre Bestellungen und Lieferungen fort.
Thomas Ellrich, vorläufiger Insolvenzverwalter

„Die Grundvoraussetzungen dafür sind da. Denn das operative Geschäft ist grundsätzlich gesund und die Kunden sowie Lieferanten des Betriebs setzen ihre Bestellungen und Lieferungen fort. Gemeinsam mit einem geeigneten Partner werden wir hier eine Lösung für eine langfristige Perspektive des Unternehmens und seiner Mitarbeiter finden“, sagt Ellrich. Die Investorensuche habe begonnen, erste mögliche Investoren hätten schon Interesse bekundet.

Der Geschäftsbetrieb läuft den Angaben zufolge trotz des eingeleiteten Verfahrens uneingeschränkt weiter. Sowohl Kunden und Partner als auch Mitarbeiter seien über die Lage informiert worden und blieben dem Unternehmen treu. Betriebsratsvorsitzender Vincenzo Arnone: „Als Mitarbeiterschaft stehen wir zu 100 Prozent hinter Astro. Wir glauben an die Stärke und das Potenzial unseres Betriebs und sind fest entschlossen, gemeinsam durch diese schwierige Phase zu gehen und unseren Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen zu leisten.“

Die Löhne und Gehälter der Belegschaft werden durch das vorfinanzierte Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Neben der Investorensuche sei das Sanierungsteam bereits mit den Banken für einen unechten Massekredit in Verhandlungen.