VerwaltungNeues Gebäude für Bergisch Gladbacher Abwasserwerk soll neun Millionen Euro kosten

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Das Foto zeigt Wohnhäuser, die für den Neubau abgebrochen werden.

Diese Häuser müssen für den Verwaltungstrakt abgebrochen werden.

Die Mitarbeitenden des Abwasserwerks sollen in diesem Gebäude das erste Mal alle zusammen sitzen. Vorher saßen sie verteilt in verschiedenen Häusern.

Martin Wagner, Leiter des städtischen Abwasserwerks, spricht gerne von seinem internationalen Mitarbeiterteam. Aus vielen Ländern kommen die Beschäftigten, und sie sind auch an vielen Orten im Stadtgebiet beschäftigt. Im Technischen Rathaus in Bensberg etwa, in angemieteten Räumen der Lederwarenfirma Offermann, in weiteren Büros quer im Stadtgebiet.

Von der Gewässerunterhaltung bis zum Gebührenbescheid: Vieles liegt in der Hoheit der Beschäftigten. Nur an der Zentrale, dem Klärwerk in Beningsfeld am Ortsrand von Refrath zu Köln, sind die Kollegen nicht zu finden, es fehlt an Räumen. Dies erschwere die Kommunikation und die Absprachen, bedauert Wagner.

Mit der Unübersichtlichkeit soll es aber bald ein Ende haben: Wagner hofft auf den Neubau eines modernen Verwaltungsgebäudes auf dem Gelände des Abwasserwerks. „Die Bauvoranfrage ist genehmigt“, berichtet Wagner beim Ortstermin in Refrath.

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Das Foto zeigt Martin Wagner vor den Häusern, die weichen müssen

Martin Wagner vor den Häusern, die weichen müssen

Wagner wird im Herbst 65 Jahre alt, seit 1992 ist das Abwasserwerk seine berufliche Heimat. „Die Arbeit macht mit sehr viel Spaß, ich bleibe gerne noch etwas“, sagt er. Natürlich kennt der langjährige Leiter das Gelände am Beningsfeld wie seine Westentasche. Am Rande der Anlage, noch an der Wohnstraße, stehen derzeit zwei etwas unscheinbare Wohnhäuser Marke Fertigbau der 1970er-Jahre.

Früher mussten hier der Meister für das Abwasserwerk und der Meister für die Kanalunterhaltung mit ihren Familien wohnen – sie mussten ehemals rund um die Uhr erreichbar und bei Störfällen schnell zur Stelle sein, wie bei der Feuerwehr. Die Stadt nutzt die in die Jahre gekommenen Wohnhäuser aktuell für die Unterbringung Geflüchteter.

Alle Kollegen beieinander

Aber das wird sich ändern. Die städtischen Wohnhäuser werden abgebrochen, wenn die planerischen Dinge vor der Umsetzung stehen. Errichtet wird ein zweigeschossiges Verwaltungsgebäude mit Platz für 50 Mitarbeitenden. Erstmals habe er dann alle Kollegen im Abwasserwerk, sagt Wagner und freut sich. Das erleichtere die Absprachen, die Planungen, einfach alles.

„Das Gelände ist auch groß genug für den Neubau“, sagt er. Hinten raus, in Richtung des Abwasserwerks, gebe es noch genügend Quadratmeter. Um zum angepeilten Standort zu kommen, muss er derzeit noch das blaue Zugangstor zum Werksgelände öffnen und einige Meter entlang der Straße Beningsfeld gehen. Der Blick auf das Werksgelände werde sich dann ändern, sagt Wagner.

Auf Skizzen ist ein Nordflügel des Gebäues zu sehen, ein Foyer und einen Südflügel. Zwei Geschosse, sechs Meter Höhe, eine Bruttofläche von rund 1500 Quadratmetern ergibt sich. Etwa 9 Millionen Euro will die Stadt in das Verwaltungsgebäude investieren. Wagner ist optimistisch dass der Kostenrahmen hält. „Die Arbeitsplätze in den anderen Büros der Stadt werden durch den Neubau ja frei“, berichtet er von einem Vorteil. Angesichts der Schwierigkeit, immer weitere Mitarbeitende in den knappen Verwaltungsräumen unterzubringen, sei das sehr positiv.

Homeoffice und agiles Arbeiten

Ein bisschen Zeit brauche das Großprojekt aber noch. Wagner denkt kurz nach: „Das ist aber nicht das teuerste Projekt der vergangenen Jahre.“ „Strunde hoch vier“, das unterirdische Rückhaltebecken an der Cederwaldstraße seien kostspieliger gewesen. Studie zum Raumprogramm und zum Energiekonzept hat die Stadt bereits eingeholt.

Homeoffice und agiles Arbeiten spielen auch bei den Mitarbeitern im Abwasserwerk eine Rolle. Manches sei da noch in der Beratung, meint Wagner. Energetisch setze die Stadt auf Dämmstandards, auf nachhaltige Materialien und die Maximalnutzung von Solarzellen auf Dach und Fassade. Eine grüne Fassade soll es geben.

Vielleicht wird das Abwasserwerk auch zum Stromerzeuger, bei einem Jahresertrag von 61 Megawattstunden Sonnenstrom ist das vorstellbar. Komplizierter für den Laien zu erklären ist der Einsatz eines Wärmetauschers. Kurz gesagt: Diese Technik entzieht dem gereinigten Wasser Wärme, das Wasser wird runtergekühlt. Die Abwässer, die aus allen Richtungen des Stadtgebietes zur Kläranlage fließen, laufen gereinigt in den Rechtsrheinischen Kölner Randkanal, der sie zum Rhein transportiert.

Die Energie, der der Wärmetauscher dem Wasser entzieht, kann das Abwasserwerk für sich nutzen. Weil ein Blockheizkraftwerk vorhanden ist und auch Klärgas zur Energiegewinnung genutzt werden kann, kommen die Fachleute unterm Strich zu einem positiven Effekt für das Klima.