Hochschule des BundesBrühl will Erftstadt Konkurrenz machen und stellt Pläne vor

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Das Gebäudeensemble passt auch auf die Freifläche in Liblar, wie auf dieser Fotomontage zu sehen ist.

Das Gebäudeensemble passt auch auf die Freifläche in Liblar, wie auf dieser Fotomontage zu sehen ist.

Brühl/Erftstadt – Das Ringen um den Zuschlag für die Ansiedlung zusätzlicher Bauten der in Brühl ansässigen Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung nimmt Fahrt auf. Nachdem Euskirchen das ehemalige Gelände der Westdeutschen Steinzeugwerke und Erftstadt ein bislang unbebautes Areal in Liblar ins Rennen gebracht haben, hat nun auch die Brühler Verwaltung erläutert, mit welchem Vorschlag man sich am Interessenbekundungsverfahren der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) beteiligen will.

Brühl: Hier könnte die Erweiterung der Hochschule entstehen

Demnach will man der Hochschule auf zwei separaten Flächen Chancen eröffnen, neue Gebäude zu beziehen. Studentisches Wohnen soll auf der ungenutzten Fläche rund um das Interimsquartier der Erich-Kästner-Realschule zwischen Auguste-Viktoria-Straße und Römerstraße ermöglicht werden.

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Im denkmalgeschützten Gebäude, das der Stadt gehört und in dem derzeit ein Teil der Schüler der Realschule unterrichtet werden, könnten Hörsäle entstehen. „Weitere Flächen für Büro- und Lehrräume können in Brühl-Ost an der Marie-Curie-Straße angesiedelt werden“, sagt Bürgermeister Dieter Freytag.

Die Stadt Brühl werde das Angebot gemeinsam mit zwei Investoren abgeben, damit der Erweiterungsbedarf der Hochschule in Brühl realisiert werden könne. Zu den Investoren, an deren Seite man sich um einen Zuschlag bewerbe, sagte Freytag nichts. Doch just am Dienstag teilte die Sereto Immobilien GmbH mit, auf der 11.450 Quadratmeter großen Fläche an der Auguste-Viktoria-Straße ein Wohnungsbau-Projekt starten zu wollen. Dazu habe man den Grund von der Essener Innogy SE gekauft.

Die Sereto GmbH, die zu gleichen Teilen der Pareto GmbH, also dem Immobilien-Projektentwickler der Kreissparkasse, und dem Rheinbacher Projektentwickler Sedos gehört, teilte mit, dass man mit der Bebauung des einstigen RWE-Geländes warten werde, bis der Neubau der Erich-Kästner-Realschule stehe und die Schüler das Interimsquartier an der Auguste-Viktoria-Straße verlassen können. Die Häuser sollen laut dem Investor bis Mitte 2026 stehen und dann – so offenbar das Kalkül der Brühler Verwaltung – studentischem Wohnen dienen.

Erftstadt beschließt Bewerbung für Hochschul-Erweiterung

Derweil hat der Erftstädter Hauptausschuss bei Enthaltung der Linkspartei beschlossen, sich als Standort für die Außenstelle der Hochschule zu bewerben. Die Kommune wird sich am Verfahren der Bima beteiligen. CDU, SPD, Grünen, FDP und Freie Wähler lobten das Konzept des Düsseldorfer Architekturbüros „greeen!architects“, das in ähnlicher Form als Heider-Bergsee-Campus neben den Hochschulstandort in Brühl realisiert werden sollte, dort jedoch am Widerstand aus Bevölkerung und Politik scheiterte.

Das Gebäudeensembles soll sich harmonisch in die Umgebung des Areals neben der Waldorfschule einfügen, den angrenzenden Wald bestehen lassen und in ökologischer Bauweise errichtet werden. Dazu zählen ein Park, Regenwassersammlung und Versickerung vor Ort, begrünte Parkplätze und begrünte Dächer mit Solarmodulen.

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Die Priorität für das Bauprogramm liege bei den Schulungsräumen, erläuterte Markus Mertens von der Campus Grundbesitz. Später folgten die Studentenwohnungen, die aus vorgefertigten Modulen bestünden, in denen nahezu alles, einschließlich Toilette und Bett bereits vorgefertigt sei. Öffentliche Außenbereiche sollen für alle Bürger zugänglich sein. Die Lage in Erftstadt in nur etwa fünf Kilometern Luftlinie Entfernung zu Brühl sei ideal, meinte Tim Cramer von der Vermögensverwaltung GmbH.

Mit einer Entscheidung der Hochschule in Brühl, welcher Standort für die Außenstelle das Rennen macht, wird laut Markus Mertens frühestens für den Spätsommer gerechnet. Laut Liblars Ortsbürgermeister Axel Erhard ist die Grundstücksfrage in Oberliblar noch nicht geklärt. Ein Konsens zwischen Stadt und Grundeigentümern sei höchst wünschenswert. Sollte dort kein Campus entstehen, böte sich auf dem Areal aber auch für Wohnbebauung sehr gut an.

Das sagt die Hochschule des Bundes zur Standortsuche

Die Hochschulleitung hält sich mit Äußerungen zur Standortsuche zurück. „Nicht wir, sondern die Bima ist Herr dieses Verfahrens“, sagt Cornelia Thoben, Referatsleiterin für Organisation und Informationsmanagement der Hochschule. Bis Ende Mai laufe das Interessenbekundungsverfahren, danach erfolge die Auswertung durch die Bima und schließlich ein Austausch mit der Hochschule.

Man freue sich darüber, dass mehrere Kommunen Interesse bekundeten, sagt Thoben. Denn man benötige möglichst bald zusätzliche Bauten. Den Raumbedarf beziffert sie auf rund 18.000 Quadratmeter. Die Zahl der Studierenden werde von 1300 auf mindestens 1500 wachsen. Unterkünfte seien wichtig, weil ein Teil der Studierenden nur ein halbes Jahr am Ort sei und es daher auf dem freien Wohnungsmarkt sehr schwer habe. Derzeit behelfe man sich mit Anmietungen an der Brühler Comesstraße und der benachbarten Bundesfinanzakademie.