„Absolut unzumutbar“Pfarrgemeinderat kritisiert verkaufsoffene Sonntage in Frechen

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Auf dem Bild sind Passanten in der Fußgängerzone zu sehen.

Auch zum Martinsmarkt haben die Geschäfte sonntags in Frechen geöffnet. (Archivbild)

Insbesondere der Termin zum Weihnachtsmarkt am 22. Dezember sei „absolut unzumutbar“ für die Arbeitnehmer im örtlichen Einzelhandel.

„Absolut unzumutbar“ und „keinerlei Verständnis“ – die Stellungnahme von Alexandra Baum, Vorstandsmitglied des Pfarrgemeinderates der katholischen Pfarreiengemeinschaft Frechen, zu verkaufsoffenen Sonntagen im Stadtgebiet fällt eindeutig aus. Die Anhörung der Kirchen vor dem Ratsbeschluss zu Sonntagsöffnungen ist gesetzlich vorgeschrieben, auch andere Institutionen wie Wirtschaftsverbände, Industrie- und Handwerkskammern oder Gewerkschaften müssen zu einer Stellungnahme von der Verwaltung vorab eingeladen werden.

In Frechen hat der Stadtrat in seiner Sitzung Anfang Mai trotz der Kritik für dieses Jahr drei verkaufsoffene Sonntage mit 40 Jastimmen beschlossen. Vier Neinstimmen gab es insgesamt von dem BSW und der Bartmann-Fraktion, zudem eine Enthaltung.

Drei verkaufsoffene Sonntage in Frechen in 2024

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Nach dem Töpfermarkt Ende Mai können die Geschäfte in der Innenstadt nun auch zur Herbstkirmes am 26. September sowie zum Weihnachtsmarkt am 22. Dezember von 13 bis 18 Uhr öffnen. Aus christlicher Sicht sei der Sonntag ein Ruhetag, der der inneren Einkehr und der Familie gewidmet sein sollte, kritisiert Baum allgemein. Es sei immer wichtiger, in allen Branchen eine ausgewogene Work-Life-Balance zu ermöglichen. „Die Schere zwischen wirtschaftlichen Interessen der Geschäfte und den individuellen Bedürfnissen der Angestellten im Einzelhandel klafft in diesem Punkt auch ohne zusätzliche Sonderöffnungszeiten schon sehr weit auseinander“, stellt Baum fest.

Zudem sei sie aus rein praktischen Gründe verwundert, dass es in Frechen gängige Praxis sei, zu besonderen Veranstaltungen die Geschäfte zu öffnen. Dies entziehe den Märkten Publikum, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einzelhandel hätten keine Möglichkeit, sich die angebotenen Waren anzusehen. Das Angebot im Handel konkurriere zudem mit dem der Märkte. Diese würden damit auf lange Sicht Kunden verlieren können.

Anwohner der Nebenstraßen müssten viel erdulden

Hinzu komme, dass die Besucherinnen und Besucher starke Probleme mit der Parkplatzsuche haben werden. Da das Parkhaus abgebrochen worden sei, hätten die Anwohner der Nebenstraßen des Stadtkerns an diesen Tagen schon viel zu erdulden.

Als „absolut unzumutbar“ bezeichnet Baum den Termin im Advent. Die Vorweihnachtszeit sei für alle Mitarbeiter im Einzelhandel ein wahrer Arbeitsmarathon. Selbst an Heiligabend müssten sie oft noch bis 18 Uhr arbeiten, sagt Baum. So bleibe keine Zeit für Vorbereitungen oder eine besinnliche Stimmung am Abend, dies treffe Alleinerziehende oder Familien mit mehreren Mitarbeitern im Einzelhandel besonders.

Im schlimmsten Fall bedeutet dies, dass es Mitarbeiter im Einzelhandel geben könnte, die vom 16. bis 24. Dezember – also neun Tage am Stück – arbeiten müssten
Alexandra Baum, Vorstandsmitglied des Pfarrgemeinderates der katholischen Pfarreiengemeinschaft Frechen

„Wenn die politischen Entscheidungsträger nun zudem noch erlauben, dass diese Arbeitnehmer auch an dem Wochenende vor dem Weihnachtsfest keinen freien Tag haben können, so habe ich dafür keinerlei Verständnis“, macht Baum deutlich. Im schlimmsten Fall bedeute dies, dass es Mitarbeiter im Einzelhandel geben könnte, die vom 16. bis 24. Dezember – also neun Tage am Stück – arbeiten müssten.

Sie appellierte an das Verantwortungsgefühl der Ratsvertreter gegenüber Menschen im Einzelhandel, wenigstens die Sonntagsöffnung am 22. Dezember abzulehnen. Dies allerdings vergeblich – wie der Ratsbeschluss zeigt.