Fahrrad seines Sohnes bei Ebay entdecktSo lockte ein Hürther zwei Diebe in die Falle

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Andreas Scherschel und zwei Freunde stellten die jugendliche Diebe, die das gestohlene Rad seines Sohnes verkaufen wollten.

Andreas Scherschel und zwei Freunde stellten die jugendliche Diebe, die das gestohlene Rad seines Sohnes verkaufen wollten.

Hürth – Die Szene auf dem Parkplatz vor dem Bowlingcenter an der Sudetenstraße war filmreif: Mit zwei Bekannten stellte der 55-jährige Kfz-Sachverständige und Prüfingenieur Andreas Scherschel zwei Jugendliche, die seinem Sohn das Fahrrad gestohlen und es am selben Tag im Internet angeboten hatten.

Der Diebstahl ereignete sich am Mittwoch vergangener Woche. Als der 14-jährige Schüler mittags von der Realschule aus nach Hause radeln wollte, war sein Mountainbike aus der Fahrradabstellanlage verschwunden. Kleinlaut musste er eingestehen, dass es nicht abgeschlossen war. Doch kurz darauf entdeckte er seinen Drahtesel wieder – auf einem Foto auf dem Verkaufsportal eBay-Kleinanzeigen. „Kein Zweifel, dass es seins war“, berichtet Scherschel. „Er hat es an einem Kratzer am Lenkrad, am Schloss und am Schutzblechhalter erkannt.“

So stellte der Hürther die Fahrraddiebe

Scherschel zeigte den Diebstahl bei der Polizei an, beschloss aber auch, selbst Kontakt mit dem Verkäufer aufzunehmen. Im Überführen von Übeltätern hat er schon Erfahrung: Für einen TV-Sender hat der Kfz-Experte nach eigenen Angaben unredliche Autohändler vor der Kamera zur Rede gestellt.

Das Angebot im Internet machte den Vater und den Sohn auf die Diebe aufmerksam.

Das Angebot im Internet machte den Vater und den Sohn auf die Diebe aufmerksam.

Dieser Verkäufer allerdings wollte zunächst nicht anbeißen. „Wahrscheinlich, weil ich ein Mann bin und er sich nicht getraut hat“, vermutet der Vater. Also schrieb am nächsten Tag die Nachhilfelehrerin des Sohnes den Verkäufer im Internet an und gab sich als alleinerziehende Mutter aus. Man einigte sich auf einen Kaufpreis – und auf die Übergabe abends auf dem Parkplatz vor dem Bowlingcenter.

Hürth: Deshalb wollte die Polizei zunächst nicht eingreifen

Dort tauchte Scherschel dann mit seinen beiden Bekannten 20 Minuten vor dem verabredeten Termin auf. „Die Polizei wollte erst aktiv werden, wenn wir einen Eigentumsnachweis vorlegen“, berichtet er. „Dann wäre das Fahrrad vielleicht schon weg gewesen.“ Dunkel gekleidet, legte sich das Trio auf die Lauer, während die Nachhilfelehrerin mit ihrem Hund auf den Verkäufer wartete. „Wir wollten gefährlich aussehen“, sagt der durchtrainierte 1,83-Meter-Mann. „Wir wussten ja nicht, wer uns erwartet.“

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Auf das verabredete Signal hin stürzten sich die drei Männer auf die mutmaßlichen Täter – die sich als zwei 15-jährige Jugendliche herausstellten, einer davon auf derselben Schule wie der Sohn. Er habe den Diebstahl gleich eingeräumt und gebeten, nicht die Polizei zu rufen. „Aber wer Mist baut, muss dafür auch geradestehen“, meint Andreas Scherschel. Schnell waren zwei Streifenwagen zur Stelle. Die Jugendlichen, die sich jetzt wegen Diebstahls und Hehlerei verantworten müssen, wurden bei ihren Müttern abgeliefert. Aber auch der Sohn hat seine Lektion gelernt. „Der schließt sein Rad jetzt immer ab“, glaubt der Vater.

Die Polizei rät übrigens nicht dazu, aktiv zu werden und sich womöglich in Gefahr zu bringen. „In diesem Fall ist es gut gegangen“, sagt Anne-Kathrin Linke von der Kreispolizeibehörde.