„Da ist reichlich Konfliktstoff“Hürther protestieren gegen Pläne für Gaststätte

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BiergatrenLaterneProtest

Bis dicht an die Grundstücksgrenze würde der Biergarten heranragen, befürchten Annette Bruland und Tassilo Frank.

Hürth-Efferen – Gegen die Neubaupläne für die Gaststätte „Zur Laterne“ an der Bachstraße regt sich Widerstand.

Vor allem der geplante Biergarten macht den Nachbarn Sorgen, denn er soll größer ausfallen als die frühere Außengastronomie und ein ganzes Stück näher heranrücken an das Wohngebiet im Hinterland. Neben Lärm fürchten die Anwohner mehr Verkehr auf der Spielstraße vor ihren Häusern durch Gäste auf Parkplatzsuche.

Vor zwei Jahren waren nach über einem Jahrhundert die Lichter ausgegangen im „Laternchen“. Zunächst hatte ein Investor aus Köln das frühere Kultlokal gekauft; er wollte den heruntergekommenen Backsteinbau abreißen und dort Wohnungen bauen. Doch Lokalpolitiker forderten, dass der Neubau auch wieder einen Gastronomiebetrieb beherbergt, das soll mit einem Bebauungsplan sichergestellt werden. Inzwischen wurde die Immobilie weiterverkauft. Der neue Eigentümer hat zugesichert, auch Raum für eine Gaststätte mit Biergarten zu schaffen, im Gegenzug soll der Bebauungsplan eine dichtere Bebauung des Grundstücks und eine zusätzliche dritte Etage entlang der Bachstraße erlauben.

Anwohnerin aus Hürth: „Da ist reichlich Konfliktstoff“

Das bedeutet aber auch, dass der Biergarten laut Entwurf nach hinten rücken wird auf dem langgestreckten Grundstück – und damit näher an die Nachbarn heran. „Da ist reichlich Konfliktstoff“, sagt Annette Bruland, die mit ihrem Lebensgefährten Tassilo Frank seit 2010 am Sandweg wohnt und aus dem Fenster auf den verwilderten Garten blickt, in dem künftig Gäste bewirtet werden sollen.

Schon im alten Biergarten sei es zuweilen recht laut geworden. „Wir konnten teilweise jedes Gespräch mithören“, sagt Bruland. Den Wirt habe sie öfter mal an die Sperrstunde erinnern müssen. Nun fürchtet sie, dass es noch viel lauter wird. Dazu komme, ergänzt Tassilo Frank, dass die Häuser wie ein Kessel wirkten und damit noch mehr Nachbarn vom Lärm betroffen seien.

Annette Bruland stellt aber klar: „Gegen eine Gaststätte und einen Biergarten in der Größenordnung und Lage der alten Laterne haben wir nichts. Es kann aber nicht sein, dass der Kompromiss allein zu unseren Lasten geht.“

45 Familien wollen gegen Pläne in Hürth protestieren

Mit ihrer Kritik stehe sie nicht allein da, betont sie. 45 Familien stünden auf dem E-Mail-Verteiler, über den sie den Protest organisiert. Viele davon waren schon vor fünf Jahren dabei, als sich die Nachbarschaft erfolgreich gegen Pläne für eine Hinterlandbebauung wehrte.

Anders als damals wird es diesmal aber keine Bürgerversammlung zum Bebauungsplan geben. Stadtbaudirektor Manfred Siry verwies auf die Corona-Pandemie. Auch eine Videokonferenz über das Internet sei im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung nicht geplant, hieß es zunächst. „Das haben wir zum Radweg am Komarhof zwar so gemacht“, räumt Siry ein, „es endete aber im Fiasko. Alle haben durcheinander geredet.“ Vorgeschrieben sei ein Erörterungstermin nicht. Den Anrainern bleibe die Möglichkeit, die Pläne während der Offenlegungsfrist – voraussichtlich vom 19. Mai bis 21. Juni – im Rathaus oder im Internet einzusehen und Einwände geltend zu machen.

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Die Anwohner halten die Einwände für vorgeschoben. Bruland und Frank vermuteten, dass die Stadt dem Protest aus dem Weg gehen wolle. Beide hoffen auf eine einvernehmliche Lösung, und die sei im Austausch leichter zu finden. Frank: „Das untergräbt man, wenn man den Dialog mit den Bürgern nicht will.“ Am Dienstag lenkte die Verwaltung dann doch noch ein. Es soll zumindest eine Infoveranstaltung über das Internet geben. Der Termin steht noch aus.