FriedhofsgebührenHennefer Gemeinderat protestiert gegen hohe Kosten für Beerdigung

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Hennef_allner_Friedhof

Auf ihren zwölf Friedhöfen, wie hier auf dem Waldfriedhof in Allner, investiert die Stadt viel Geld.

Hennef – Nichts ist umsonst, selbst der Tod kostet bekanntlich das Leben – und vergleichsweise viel Geld, wenn man auf einem Hennefer Friedhof bestattet werden will. Die hohen Gebühren sind ein oft diskutiertes Dauerthema in Hennef. Die katholische Kirche beklagt jetzt sogar „einen unhaltbaren Zustand“. In einem offenen Brief richtet der Pfarrgemeinderat des Seelsorgebereichs Hennef-Ost stellvertretend für fünf Gemeinden deutliche Worte an den Bürgermeister.

Liegen die Gebührensatzungen etwa der Siegtal-Kommunen nebeneinander, springen in der Tat erhebliche Unterschiede ins Auge. Für das Nutzungsrecht an einem Reihengrab zum Beispiel sind in Hennef 2190 Euro zu zahlen, in Siegburg 1810 Euro und in Windeck nur 1448 Euro. Eitorf berechnet 1700 Euro für ein Wahlgrab, das in Hennef mit 3580 Euro mehr als das doppelte kostet.

Auch das Urnengrab ist teurer als anderswo im Kreis

Auch für ein Urnengrab müssen Angehörige in Hennef tiefer ins Portemonnaie greifen. Für das Urnenreihengrab sind 2110 Euro fällig (Siegburg 1407 Euro; Eitorf 840 Euro), auf einer pflegefreien Rasenfläche 3210 Euro (Windeck 999 Euro) und für die Nische im Kolumbarium 1970 Euro (Windeck 933 Euro).

Dazu kommen Gebühren für die Grabbereitung. Mit 1380 Euro beim Sarg und 590 Euro bei der Urne liegen die Hennefer Tarife auch hier an der Spitze.

Das mit Abstand günstigste Angebot – eine Urnenbeisetzung im Ruhewald für 470 Euro plus 590 Euro für die Grabbereitung – ist Anfang des Jahres weggefallen, weil der Ruhewald inzwischen voll belegt ist.

Verwaltung begründet hohe Preise mit großem Pflegeaufwand

Dass Bestattungen in Hennef so teuer sind, hat nach Auskunft der Stadtverwaltung verschiedene Ursachen. Auf vielfachen Wunsch hin und „in breitem Konsens seitens Politik, Bürgerschaft, Kirchen und Bestattern“ habe die Stadt in den vergangenen sechs Jahren die Unterhaltungsleistungen auf den Friedhöfen intensiviert, um den Pflegezustand zu verbessern. „Das Erscheinungsbild ist folglich auch wesentlich ansprechender, das diesem Aufwand Kosten gegenüberstehen, liegt auf der Hand.“

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Hennef habe zwölf verteilte, historisch gewachsene Einzelfriedhöfe, was zum Teil lange Anfahrtswege für die Unterhaltungsteams bedeute. Mitunter gebe es nur schmale, technisch unzureichend gegründete Wege auf Gelände, das am Hang liege. Auf kleinen Friedhöfen mit weniger als sechs Beisetzungen pro Jahr ließen sich umfangreiche Sanierungen kaum begründen, „instand gehalten werden müssen sie trotzdem“.

Der Einsatz von Pestiziden auf den Kieswegen sei nicht mehr zulässig. „Da eine mechanische oder thermische Behandlung zeit-, energie- und personalintensiv ist, wurden sieben große Hauptwege asphaltiert, zwölf wassergebundene Wege generalsaniert und viele Nebenwege in grüne Rasenwege übergeführt“, berichtet die Stadt. Der erhöhte Aufwand müsse auf die Nutzer umgelegt werden.

Stadt sieht keinen Rückgang der Beerdigungszahlen

Vermutungen, dass die hohen Kosten bei den Bestattungen eine Abwanderung aus Hennef auslösen, teilt die Stadt nicht. „Ein Rückgang an Beisetzungen ist nicht zu beobachten“, heißt es. So wurden im Jahr 2017 in Hennef 337 Verstorbene bestattet, 2018 waren es 329. Für 2019 wurden 368 Beisetzungen notiert, im vergangenen Jahr 376.

Wie viele Henneferinnen und Hennefer auswärtig ihre letzte Ruhestätte fanden, ist im Rathaus nicht bekannt. Richtig sei, dass bundesweit das Angebot für extrem günstige Beisetzungsformen in Friedwäldern oder Aschefeldern unmittelbar an Krematorien zunehme.

In dem auch von Pfarrer Christoph Jansen unterzeichnetem offenen Brief erkennt der Pfarrgemeinderat zwar die finanziell angespannte Situation der Stadt, sieht jedoch auch die Möglichkeit gegeben, die Bürgerinnen und Bürger bei der Finanzierung einer Bestattung zu unterstützen. Gern sei man bereit, an einem Runden Tisch an Lösungen mitzudenken.

Pfarrgemeinderat beklagt Kosten

Auszüge aus dem offenen Brief des Pfarrgemeinderates des Seelsorgebereichs Hennef-Ost an Bürgermeister Mario Dahm:

„Mit Schrecken haben wir feststellen müssen, dass immer mehr Gemeindemitglieder ihre Angehörigen in anderen Kommunen bestatten lassen oder sogar lassen müssen. Zu dieser sehr unglücklichen Situation gibt es nur eine Ursache: Die Kostenentwicklung der Friedhofsgebühren der Stadt Hennef.

Der größte Wunsch vieler Senioren ist es, die eigenen Bestattungskosten selbst zusammen zu sparen, um ihren Angehörigen nicht »zur Last zu fallen«. Dieser Möglichkeit sehen wir die Menschen in Hennef durch die Gebührenentwicklung der letzten Jahre in immer weiterem Maße beraubt.

Wie kann es sein, dass Hennefer Bürger ihre (Ehe)-Partner, Eltern oder Kinder in anderen Gemeinden oder Städten bestatten lassen, weil sie es sich hier in Hennef nicht leisten können?

Ein Beispiel: Ein Gemeindemitglied hat im letzten Jahr seine Frau nach schwerer Krankheit verloren. Die Bestattung erfolgte aufgrund der vorbeschriebenen Situation nicht in Hennef, sondern auf einem Friedhof in Windeck-Dattenfeld, über 30 Kilometer entfernt, wo deutlich niedrigere Gebühren ein „würdiges Trauern“ möglich machen.

Wie konnte es so weit kommen, dass wir den Hinterbliebenen in Hennef die Würde einer letzten Ruhestätte ihrer Verstorbenen so teuer machen, ja einzelnen aufgrund der finanziellen Situation sogar verwehren?“