Nach Corona-AusbruchLandrat in Rhein-Sieg erteilt der Lösung für ZF eine Absage

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ZF Friedrichshafen in der Bogestraße: Trotz Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen haben sich viele Mitarbeiter infiziert.

ZF Friedrichshafen in der Bogestraße: Trotz Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen haben sich viele Mitarbeiter infiziert.

Rhein-Sieg-Kreis – Der große Corona-Ausbruch beim Eitorfer Automobil-Zulieferer ZF Friedrichshafen hat Auswirkungen bis ins rund 420 Kilometer entfernte Wolfsburg. Beim Unternehmen Volkswagen ist man offensichtlich in Sorge, dass der pandemiebedingte Produktionsstopp bei dem Autoteile-Hersteller an der Sieg die Produktion des Weltkonzerns behindern könnte.

In einer Telefonkonferenz mit Beteiligten des Rhein-Sieg-Kreises und der Gemeinde Eitorf habe das Management in der Schweinfurter ZF-Zentrale am Donnerstag deshalb die Möglichkeit eines Einsatzes von Leiharbeitern in Eitorf ins Spiel gebracht, die Arbeitskräfte der Stammbelegschaft vertreten könnten, die vorerst in Quarantäne sind.

Gesundheitsschutz geht vor

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„Natürlich geht es da für ZF um viel Geld und um Existenzen. Doch bei der Abwägung zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem Gesundheitsschutz muss der Gesundheitsschutz immer Vorrang haben“, begründete Landrat Sebastian Schuster am Freitag bei der wöchentlichen Pressekonferenz des Kreises zur Corona-Lage in der Region die Ablehnung des Ansinnens.

Daran habe er gegenüber dem Vorstandsvorsitzenden von ZF keinen Zweifel gelassen. Wie es in der ZF-Produktion in Eitorf weitergeht soll nach Schusters Aussagen am Montag entschieden werden. Alle 700 Beschäftigten seien inzwischen getestet worden. Zu Wochenbeginn sollen im Werk noch einmal flächendeckend Schnelltests durchgeführt werden, um dann zu entscheiden, ob die Produktion wieder anlaufen kann.

Eitorf als Hotspot der Pandemie

Rund eine Woche nach dem Corona-Ausbruch in der Fabrik gehört die Gemeinde Eitorf mit 141 aktuellen Fällen zu den Hotspots der Pandemie im Kreisgebiet zusammen mit Troisdorf (189 Fälle), Bornheim (98) und Siegburg (93). Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Freitag bei 146. Allerdings kommen die Labore bei der Bearbeitung der im Kreisgebiet genommen Abstriche nicht mehr nach. Am Freitag waren sie nach Angaben des Landrats mit rund 1200 Tests in Verzug.

Größere Ausbrüche mit zusammengenommen 408 Infizierten gibt es zurzeit kreisweit in 98 Einrichtungen: in 17 Kitas, 46 Schulen, 27 Betreuungseinrichtungen, sieben gewerblichen Betrieben. Dazu kommt ein Ausbruch im Bereich Sport/Freizeit/Religion/Sonstige. Um bei der Ermittlung von Kontaktpersonen der positiv Getesteten nicht weiter in Verzug zu geraten, werden ab kommenden Montag 31 Soldatinnen und Soldaten der Luftwaffen-Unterstützungsgruppe Wahn aus Köln und zusätzlich fünf zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Bundeswehr-Dienststellen das Lagezentrum der Kreisverwaltung unterstützen.

Schulung für Bundeswehr-Angehörige

Am Donnerstag und Freitag wurden die Bundeswehr-Angehörigen für ihren Einsatz geschult, der nach derzeitigem Stand bis 4. Dezember dauern soll. Landrat Schuster erhofft sich von der Mithilfe der Militärs nicht nur eine Unterstützung bei der Kontakt-Nachverfolgung. „Der Einsatz der Bundeswehr soll der Bevölkerung auch zeigen, dass die Situation ernst ist“, räumt er ein.

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Für weitere Entlastung bei der Kontaktverfolgung sollen zudem 27 zusätzliche Stellen in der Kreisverwaltung sorgen, die auf ein halbes Jahr befristet sind und für die das Land rund 842 000 Euro zur Verfügung stellt. „Jetzt ist nur die Frage, ob wir diese Kräfte auf dem heiß umkämpften Arbeitsmarkt auch finden werden“, sagt der Landrat.