Armin Laschet hätte sich dieses TV-Triell noch vor einigen Wochen sicher ganz anders vorgestellt. Als Unionskanzlerkandidat hatte er sich als der natürliche Nachfolger von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gesehen. Laschets ursprünglicher Plan war, zu diesem Zeitpunkt in den Umfragen deutlich vorn zu liegen. Dann hätte er mit einem präsidialen Auftritt gewissermaßen Merkels Rolle übernehmen können.
Doch stattdessen ist die Union in die Umfragekrise geraten – vor allem, weil Laschet zuletzt selbst unter den Unionsanhängern viele Menschen nicht überzeugen konnte. Deshalb hat Laschet im Kanzlerkandidaten-Triell mit Olaf Scholz und Annalena Baerbock auf Angriff geschaltet. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident hat den in Umfragen führenden Olaf Scholz im Stil eines Oppositionspolitikers zeitweise attackiert, als hätte seine Partei nicht seit Jahren mit den Sozialdemokraten regiert.
Bei den Themen Afghanistan und Sicherheitspolitik hat er Scholz damit in die Defensive gebracht. Dennoch ist die Angriffsstrategie nicht ohne Risiko. Denn während die agil auftretende Annalena Baerbock die Rolle der Angreiferin außerhalb der Bundesregierung gut verkörpern und damit punkten kann, wirft dies beim CDU-Chef Glaubwürdigkeitsfragen auf.
Spröde und staatsmännisch
Scholz hat in der Debatte darauf gesetzt, sich als legitimer Nachfolger von Angela Merkel darzustellen, indem er ein ums andere Mal die Einigkeit zwischen sich und der Kanzlerin betonte. Sein Auftritt war gewohnt nüchtern bis spröde, wirkte aber staatsmännisch. Starke Momente hatte Scholz, als er darüber sprach, was aus seiner Sicht für dem Umbau der Industrie hin zum klimaneutralen Wirtschaften notwendig ist. Etwas offensiver sollte er als führender Kandidat im Rennen aber auftreten.
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