Vage Anschuldigungen gegen MitternachtDavie Selkes seltsames FC-Betthupferl

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Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller und FC-Stürmer Davie Selke unterhalten sich auf dem Trainingsplatz.

Kamen nicht mehr zueinander: FC-Stürmer Davie Selke und Sport-Geschäftsführer Christian Keller

Der Stürmer macht vage Anschuldigungen gegen die Verantwortlichen des 1. FC Köln, erklärt sie aber nicht.

Es gibt vieles, was man so an Mitternacht machen könnte. TV oder einen Streamingdienst gucken. Mal ein Buch lesen, das kann entspannen. Eine Partie „Mensch ärgere dich nicht“ spielen – auch wenn man sich insgeheim vielleicht ärgert. Das Einfachste wäre: schlafen.

Diese Beschäftigungen wären für Davie Selke wohl gar nicht die schlechtesten gewesen. Doch der Stürmer war noch ziemlich nachtaktiv und weckte vielleicht so manchem mit seiner Brachial-Kommunikation via Instagram auf. Der Angreifer hatte den Fans des 1. FC Köln etwas zu sagen. Oder besser seinen Followern, denn immerhin 124 000 folgen dem 29-Jährigen auf seinem Kanal. Und Selke schrieb: „Hallo, liebe FC-Fans…“ Dann ein kleines Eingeständnis: „Weiß gar nicht so recht, was ich schreiben soll.“ Dann fand der Stürmer doch noch einige Worte. Und die hatten es in sich: „Ich habe mich in Köln und beim FC sehr wohl gefühlt. Es ist kein Geheimnis, dass ich es mir vorstellen konnte, den Weg mit Euch weiterzugehen. Diese Chance wurde mir final genommen. Danke für die kurze, aber intensive Zeit! Ihr seid und bleibt in meinem Herzen. Euer Davie.“ Punkt. Aus. Selke garnierte den Post mit einem Foto von sich im FC-Dress, das so aussieht, als ob der Stürmer mit jemanden abklatscht. Ein seltsames Betthupferl zur nächtlichen Stunde.

Prompt folgten unter dem Post die ersten Kommentare. Und wenig Verständnis für die Entscheidung des Stürmers, dessen Vertrag am Geißbockheim nach dem Bundesliga-Abstieg des FC keine Gültigkeit mehr besaß. Danach folgende Verhandlungen scheiterten, jetzt trennen sich der Klub und der Angreifer nach nur 17 Monaten wieder.

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Doch Unstimmigkeiten mit der Vereinsführung vage anzudeuten, ohne aber den genauen Grund für seine Entscheidung zu erklären, missfiel zahlreichen Fans unter dem Post des ehemaligen FC-Profis, der seinem bisherigen Arbeitgeber seit einiger Zeit auch nicht mehr folgt.

Dass ihm die „Chance genommen“ wurde, das werden Selke auf der einen und die Kölner Verantwortlichen auf der anderen Seite anders beurteilen. Auch wenn sich im Verlauf der Nacht auch noch Selkes Frau Evelyn einmischte. Auf Nachfragen des Fans, ob dies denn wirklich der Fall gewesen sei, schrieb sie kurz und knapp: „Ja, so ist es.“

1. FC Köln: Bosse hatten Davie Selke die Türe offen gehalten

Damit dürften alles beantwortet sein. Oder doch nicht? Denn Selkes implizierter Vorwurf, der sicherlich in erster Linie an Sport-Geschäftsführer Christian Keller adressiert sein dürfte, ist ja nicht aus der Welt: Er, Selke, habe trotz des Abstiegs ja in Köln bleiben wollen, doch diese Chance sei ihm verwehrt – oder final genommen – worden. Was genau er damit meinte, darauf ging Selke nicht ein. Seine Seite war auch für eine Nachfrage dieser Zeitung nicht zu erreichen.

Der FC hatte Selke bekanntlich ein neues Angebot gemacht. Der Angreifer ließ indes die letzte Frist dieses Angebots verstreichen. Auch danach hatte der Zweitligist dem Angreifer die Tür noch offen gehalten. Doch eine finanzielle Einigung folgte nicht. Der FC hatte eine Schmerzgrenze und wollte, so hieß es, für den verletzungsanfälligen Spieler nicht das Gehaltsgefüge sprengen. Auf der anderen Seite fühlte sich Selke bei dem Angebot offenbar nicht hinreichend wertgeschätzt. Keller hatte vom Stürmer ein „hundertprozentiges Commitment“ eingefordert. „Dazu gehört nicht nur das sportliche und das menschliche Ja, sondern auch das formelle Ja“, so der Sportchef.

Doch jetzt kam eben Familie Selkes Nein. Der Stürmer hat angeblich lukrative Angebote aus Saudi-Arabien, den USA und Südkorea vorliegen, die er nun prüfe, heißt es.

Der neue Cheftrainer Gerhard Struber verwaltet aber jetzt keinen Stürmer-Mangel. Im Gegenteil, der Österreicher hat noch deren neun: Luca Waldschmidt, die Rückkehrer Tim Lemperle und Maximilian Schmid, Steffen Tigges, Routinier Mark Uth, Sargis Adamyan, Florian Dietz und die Offensiv-Hoffnungen Damion Downs und Jaka Cuber-Potocnik. So mancher könnte den Verein noch verlassen, doch einige werden es dann in der neuen Zweitliga-Saison richten müssen.

Selke zieht derweil weiter. Und irgendwann könnte es dann wieder einen Instagram-Beitrag mit der Verkündung des neuen Klubs geben. Vielleicht dann nicht gegen Mitternacht.