FC in der AnalyseDie Kölner sind nun im Abstiegskampf angekommen

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FC-Profis im Olympiastadion beim Spiel gegen Hertha BSC

Die Kölner Hintermannschaft hielt den Angriffen der Hertha nicht Stand.

Der 1. FC Köln hat sein letztes Bundesligaspiel des Jahres gegen Hertha BSC mit 0:2 verloren. Damit fallen die Kölner auf Tabellenrang 13. Die Analyse.

Das Wichtigste zuerst Der 1. FC Köln hat das letzte Pflichtspiel des Jahres bei Hertha BSC in Berlin 0:2 (0:1) verloren. Nach drei Niederlagen in Folge spüren die Kölner nun endgültig den Sog der Abstiegszone. Nach einer offensiv ordentlich geführten Halbzeit, in der Köln beste Chancen ausließ und wegen erneut schlampiger Abwehrarbeit früh in Rückstand geriet (9.), fehlten dem FC im zweiten Durchgang Kraft, Zuversicht und letztlich auch die Qualität, um noch wenigstens einen Punkt aus der Hauptstadt mitzunehmen. Marco Richter (54.) erhöhte nach einer schwer fassbaren Fehlerserie des eingewechselten Kingsley Schindler auf 2:0. Vor 60.000 Zuschauern im Olympiastadion hatten die Kölner anschließend nichts mehr zuzusetzen.

Die Tore Wer das Spiel am Samstag verpasste, zum Beispiel, weil er im 85 Minuten verspäteten ICE der Deutschen Bahn angereist war, konnte sich die Partie vom vergangenen Sonntag in Freiburg in Erinnerung rufen, in der die Kölner ein beinahe identisches Tor kassiert hatten. Nach Richters Einwurf hatte Plattenhardt zu viel Platz zum Flanken. Am Fünfmeterraum setzte sich Kanga von Kilian ab und versenkte relativ unbehelligt zum 1:0. Vor dem 0:2 in der 54. Minute spielte der gerade erst für den verletzen Benno Schmitz eingewechselte Schindler erst auf der rechten Abwehrseite einen Fehlpass und ließ sich dann von Lukebakio gleich zweimal überlaufen. Marvin Schwäbe klärte die scharfe Hereingabe des Belgiers in höchster Not nur vor Richters Füße, der sicher versenkte. 

Alles zum Thema Marvin Schwäbe

Das war gut Nicht viel am Kölner Spiel, abgesehen von der großen Unterstützung durch die mitgereisten Fans im Olympiastadion. Allenfalls blieb zu konstatieren, dass sich die Mannschaft auch in Berlin genügend Chancen erspielte, um die Partie mindestens nicht zu verlieren. Zur Halbzeit hätte der FC sogar führen müssen.

Das war schlecht An beiden Enden des Spiels gab es zahlreiche entscheidende Fehlleistungen. Die Offensive vergab Chance um Chance, wobei sich Sargis Adamyan mit seinem absurden Fehlversuch besonders hervortat. Aber auch Linton Maina hat an seinem Abschluss zu arbeiten. Gleichzeitig hatten es zeitweise extrem wacklige Berliner viel zu leicht vor dem Kölner Tor. Beide Treffer hätten mit seriösem Abwehrverhalten verhindert werden können. Dabei funktionierte die Statik des Kölner Spiels grundsätzlich: Man erspielte sich deutlich mehr Großchancen als man zuließ. Stürmer und Verteidiger jedoch zeigten individuell nicht die nötige Klasse und sorgten durch Fehlleistungen für ein enttäuschendes Resultat.

Kölns Sargis Adamyan am Ball

Kölns Sargis Adamyan am Ball

Moment des Spiels Adamyans Fehlversuch aus dem Fünfmeterraum erinnerte an Mario Gomez‘ Schuss in den Himmel über Wien bei der EM 2008, der ja bald auch schon wieder 15 Jahre her ist. Es bleibt abzuwarten, welchen Platz Sargis Adamyans Kunstschuss im deutschen Fußballgedächtnis einnehmen wird. Der Armenier schaffte es, Mainas Hereingabe mit dem Spann zu treffen und aus vier Metern noch auf die Latte zu heben. Ein Ball, der deutlich unwahrscheinlicher geriet als Gomez‘ legendärer Abschluss und aus dem wohl kein Verteidiger der Welt in vergleichbarer Position kein Eigentor gemacht hätte. Steffen Baumgart gestand allerdings, eine vergleichbare Szene durchaus schon gesehen zu haben: „Als ich Stürmer war“, wie der Trainer bekannte: „Wir müssen das jetzt nicht auswerten; jeder Trainer, jeder Spieler weiß, dass so ein Ding reinmuss. Aber er ist nicht reingegangen. Deswegen machen wir da keine große Sache draus. Wir ärgern uns darüber, aber dann ist auch gut.“ Adamyan selbst war ebenfalls betroffen. „Ich kann schwer erklären, warum der Ball nicht reingegangen ist. Linton spielt einen super Ball rein, der Springt ein bisschen und ich treffe ihn mit dem Spann und schieße ihn übers Tor. Ich dachte, dass es nicht sein kann. Aber man muss weitermachen.“

Wir sind jetzt im Abstiegskampf, das muss man so sagen.
FC-Trainer Steffen Baumgart

Das sagen die Trainer Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Die erste Berliner Torchance war gleich drin. Dann haben wir zwei Riesenchancen und machen sie nicht. In der zweiten Halbzeit haben die Jungs noch einmal alles versucht, aber man hat gesehen, dass die Luft raus war. Es ist leider so: Die Jungs sind durch. In der zweiten Halbzeit war ich der Einzige, der noch einigermaßen fit war. Sie haben funktioniert und alles probiert. Aber es ging nicht mehr. Wir sind jetzt im Abstiegskampf, das muss man so sagen. Wir hätten die letzten beiden Spiele von den Leistungen her punkten können, haben aber dreimal verloren und stehen drei Punkte vor dem Relegationsplatz. Das bedeutet Abstiegskampf, alles andere wäre Augenwischerei. Wir hätten mehr Punkte holen können, haben wir aber nicht. Darum stehen wir, wo wir stehen.“ Sandro Schwarz (Hertha BSC): „Wir sind sehr gut reingekommen. In der zweiten Halbzeit war es ein leidenschaftlicher Fight meiner Mannschaft, die es dann auch souverän zu Ende gespielt hat. Es war ein wichtiger Sieg für uns, und ich bin froh, dass wir den 60.000 heute im Stadion zum Jahresabschluss noch etwas bieten konnten.

Kölns Trainer Steffen Baumgart hält sich zum Spielende die Hand vors Gesicht.

Kölns Trainer Steffen Baumgart hält sich zum Spielende die Hand vors Gesicht.

Das sagen wir Die Bundesliga geht wegen der Winter-WM in Katar nun in eine scheinbar endlose Winterpause. Erst in zehn Wochen empfängt der 1. FC Köln Werder Bremen zum Jahresauftakt. Der Terminstress der ersten Saisonhälfte hat die Kölner enorm viel Kraft gekostet, geistig wie körperlich. Es war wenig Training möglich, die Mannschaft hetzte von einem Spiel zum nächsten. Es war nicht die beste Saison, um nach Europa zurückzukehren. Hinzu kamen zahlreiche Verletzte. Zwar sind die Kölner nun im Abstiegskampf angekommen, der Punkteschnitt liegt erstmals in Steffen Baumgarts Amtszeit unterhalb des Korridors, der in der Schlussrechnung zu 40 Zählern führt. Dennoch ist das Saisonziel längst nicht aus den Augen. In den kommenden 70 Tagen werden Verletzte zurückkehren, die Mannschaft wird ihre Energiereserven auffüllen und mit der dann nur noch einfachen Belastung in der Rückrunde die Chance haben, zu ihrem bewährten Stil zurückzukehren. Allerdings sieht es danach aus, als werde der FC seine Qualitätsprobleme in Sturm und Abwehr mit ins neue Jahr nehmen. Es sein denn, den klammen Kölnern gelingt ein Coup auf dem Transfermarkt. Auch dafür ist nun viel Zeit.