Bayer 04Leverkusen gehen die Verteidiger aus, Seoane setzt auf Angriff

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Will seine Mannschaft wieder offensiver sehen: Leverkusens Trainer Gerardo Seoane

Leverkusen – Auch Gerardo Seoane humpelte leicht, der Schweizer griff sich nach dem Training am Mittwoch ans linke Knie. „Einsatz am Samstag ist fraglich“, scherzte der Coach von Bayer 04 Leverkusen. Seoane wirkte trotz der immer größer werdenden Personalsorgen der Werkself im Kampf um die Champions League entspannt – wohl wissend, dass eine persönliche Frustration des Trainers auch nichts an den Umständen ändern würde.

Tapsoba droht auszufallen

Seoanes Knieprobleme, Spätfolgen einer 15-jährigen Profikarriere des früheren Innenverteidigers, sind nicht weiter dramatisch, „es knackst ab und zu ein bisschen“, so Seoane. Doch droht Edmond Tapsoba für das anstehende Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) auszufallen. Den Abwehrspieler plagen ebenfalls Knieprobleme, erkältet ist er auch noch. Robert Andrich und Piero Hincapie sind gelbgesperrt, der Ecuadorianer hat dazu Probleme mit dem Sprunggelenk. Die langfristigen Verletzungen diverser Offensivstars sind bekannt. Seoanes Mannschaft stellt sich zu großen Teilen von selbst auf.

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Die Viererkette, zu der Bayer 04 in Fürth zurückkehren wird, dient als Beispiel: Für Tapsoba würde Odilon Kossounou ins Abwehrzentrum neben Jonathan Tah rutschten – den Nationalspieler hatte Seoane beim 0:1 gegen Leipzig aus Angst vor einer weiteren Gelbsperre vorzeitig ausgewechselt. Kossounous Job als Aushilfs-Rechtsverteidiger müsste Daley Sinkgraven übernehmen. Der Niederländer ist eigentlich Mittelfeldspieler, wurde einst von Peter Bosz zum Linksverteidiger umgeschult und in dieser Rolle bei Bayer 04 aktuell die Nummer drei. Im Normalfall spielt Sinkgraven bei Seoane keine Rolle. Doch ist dieser Tage vieles anders in Leverkusen. Auf der linken Bahn ist der formschwache Mitchel Bakker mangels Alternativen gesetzt.

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Auf der Bank hätte die Werkself in dieser Konstellation keinen gelernten Verteidiger mit Profi-Erfahrung mehr. Erste Alternative wäre Sadik Fofana aus der A-Jugend, der zumindest regelmäßig mit der Bundesliga-Mannschaft trainiert und dreimal in Seoanes Spieltags-Aufgebot stand. „Je weniger Spieler du zur Verfügung hast, desto weniger Fragen stellen sich“, resümierte der Schweizer trocken. „Die Aufstellung ist jetzt keine Hexerei mehr. Die Lösungen liegen auf der Hand.“

Das gesammelte Leverkusener Personalpech ändert nichts daran, dass Bayer 04 auch auf der Felge fahrend das Spiel beim designierten Absteiger Fürth gewinnen muss. Pokalfinalist SC Freiburg, Leverkusens Gegner zum Saisonabschluss, rangiert nur einen Punkt hinter Leverkusen auf dem ungeliebten fünften Platz, der nur zur europäischen Zweitklassigkeit berechtigt, der Europa League.

Lieber Azmoun als Alario

Entsprechend angriffslustig will Seoane seine Werkself am Samstag einstellen – soweit es das Personal hergibt. Beton-Taktiken wie beim Europa-League-Aus gegen Bergamo oder zuletzt gegen Leipzig, die letztlich keinen Erfolg brachten und dem widersprechen, wofür Bayer 04 stehen möchte, sind in Fürth nicht gefragt. Es werde offensiver, versprach Seoane, „sowohl von der taktischen Grundhaltung als auch von der personellen Auswahl“.

Der Trainer hofft, Winter-Zugang Sardar Azmoun als Sturm-Partner für Patrik Schick von Beginn an bringen zu können, der Iraner hatte zuletzt Trainingsrückstand. Lucas Alario, Leverkusens lobbyloser Torjäger, würde wieder nur die Bank bleiben. Schick und er seien sich als Stürmertypen zu ähnlich erklärte Seoane seine Azmoun-Präferenz. Immerhin auf einer Position bekommt Bayer 04 Leverkusens Trainer die Entscheidung nicht von äußeren Umständen aufgezwungen.