Torjäger fehlt wochenlangWas Schicks Ausfall für Bayer 04 bedeutet

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Leverkusens Toptorjäger Patrik Schick

Leverkusen – 30 Sekunden waren gespielt in Halbzeit zwei, als sich Patrik Schick nach einem schnellen Antritt an die linke Wade griff. Nach kurzer Behandlung am Spielfeldrand war klar, dass es nicht weiter gehen würde. Gerade in einem der wenigen Augenblicke am Freitagabend, in denen der tschechische Torjäger von Bayer 04 Leverkusen keinen Mainzer Abwehr-Turm an sich hängen hatte, verletzte sich Schick. Nach einer MRT-Untersuchung am Sonntag bestand Gewissheit: Muskelfaserriss und laut Klub-Mitteilung „einige Wochen“ Pause – wohl mindestens drei bis vier. Für die Werkself ist es ein schwerer Rückschlag, vielleicht noch schmerzhafter als die 2:3-Niederlage bei kampfstarken Mainzern.

Denn Torgarant Schick wird Bayer 04 zum Auftakt der finalen Saisonphase fehlen: Samstag gegen Bielefeld, beim FC Bayern, im Derby gegen Köln sowie im Achtelfinale der Europa League. Bis zu fünf Partien fallen in die Zeit der Verletzungspause. Zumal Schick kein Kandidat für überraschend schnelle Heilungen ist. Für den Stürmer sind muskuläre Probleme nichts Neues. Ex-Coach Peter Bosz attestierte ihm nach dem Wechsel nach Leverkusen 2020 Defizite in der Rumpfstabilität, die Verletzungen begünstigten.

Rekord-Joker Lucas Alario

In dieser Saison hatte Schick bislang keine Defizite offenbart. Sein zwischenzeitliches 1:0 in Mainz war das 20. Tor im 20. Liga-Einsatz. Doch der Tscheche ist dank seines famosen linken Fußes und eines guten Kopfballspiels nicht nur ein Vollstrecker von Weltklasse-Format. Schick ist als Wandspieler auch immer wieder bei der Entstehung von Angriffen beteiligt und bindet Verteidiger, um Räume für die Flügelstürmer zu schaffen.

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Patrik Schick humpelt in die Kabine, ernste Miene bei Sportdirektor Simon Rolfes (l.) und Trainer Gerardo Seoane

In Mainz konnte Ersatzmann Lucas Alario diese Lücke füllen. Dem Argentinier gelang ein schön herausgespieltes Stürmertor zur zweiten Leverkusener Führung. Es war Alarios neunter Treffer als Einwechselspieler, womit er Dimitar Berbatov als Bayers Top-Joker ablöste. Über die für einen Schick-Vertreter nötigen Voraussetzungen verfügt der 29-Jährige. Doch konnte Alario ein Formhoch nur selten über längere Zeit konservieren.

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Mit Blick auf die im März beginnenden englischen Wochen könnte sich deshalb Leverkusens geglücktes Bemühen um einen Winter-Transfer von Sardar Azmoun auszahlen. Der Werksklub hatte den Iraner schon ein halbes Jahr vor dem ursprünglich angedachten Vertragsstart verpflichtet. Allerdings brachte der 27-Jährige nach einer Bänderverletzung und einer Corona-Infektion viel Arbeit für die Reha-Abteilung mit nach Leverkusen. Bis zum Hinspiel des Europa-League-Achtelfinals am 10. März könnte Azmoun seinen Rückstand aufgeholt haben.

Acht Gegentore in vier Spielen

Arbeit wartet auch auf Trainer Gerardo Seoane, der die Abwehrprobleme der Werkself in den Griff bekommen muss – gerade wenn der beste Stürmer ausfällt und Defensiv-Aussetzer nicht mehr so leicht durch noch mehr eigene Treffer überdeckt werden. 16:8 ist das Torverhältnis der letzten vier Spiele von Bayer 04. Besonders Standardsituationen bereiten der Werkself Kopfschmerzen, Mainz hatte durch einen Freistoß und nach einem Einwurf getroffen. „Es gilt, das Spiel gut aufzuarbeiten, Lösungsansätze zu finden und den Fokus aufs nächste Spiel zu setzen. Wir versuchen, eine gute Balance zu finden“, sagte Seoane, der positive Erlebnisse wie die beiden Tore hervorhob. Sportdirektor Simon Rolfes war deutlich kritischer: „Wir haben kein gutes Spiel gemacht. Es ist schwer, etwas Positives aus dieser Partie mitzunehmen.“

Geschäftsführer Rudi Völler sagte, im Wissen, dass Torjäger Schick länger ausfallen könnte: „Wir werden jetzt unsere Wunden lecken, aber das wirft uns nicht um.“