Streit um Millionen MehrkostenEröffnung der Lindlarer Burnoutklinik verschiebt sich weiter

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Die geplante Klinik in Lindlar.

Die geplante Klinik in Lindlar.

Am 1. März sollte die Limes Schlossklinik Bergisches Land in Schloss Heiligenhoven eröffnet werden. Doch wegen Bauverzögerungen dauert alles länger.

Die geplante Eröffnung der Limes Schlossklinik Bergisches Land in Schloss Heiligenhoven rückt immer weiter in die Ferne. Eigentlich war die Übergabe an den Mieter für den 1. März 2023 zugesagt worden. Und auch auf der Internetseite der Limes Schlosskliniken steht das Datum „ab Frühjahr 2023“.

In der Privatklinik mit 128 Betten sollen vor allem Stressfolgeerkrankungen wie chronische Erschöpfung und Patienten mit psychischen und psychosomatischen Leiden wie Depressionen und Angstzuständen behandelt werden. Doch das anvisierte Datum lässt sich zum wiederholten Mal nicht halten. In den vergangenen Wochen sind die Arbeiten auf der Baustelle am Schloss nur noch sehr schleppend vorangegangen. Lediglich eine zweite Brücke über den Burggraben wurde im Rohbau erstellt.

Klinik in Lindlar: Lieferengpässe und gestiegene Baukosten verzögern Projekt

Wie unsere Redaktion aus zuverlässiger Quelle erfahren hat, haben die Lieferengpässe und die enorm gestiegenen Baukosten das Projekt weiter erheblich verzögert. Die Übergabe des Schlosses an den Mieter könne bestenfalls noch bis Jahresende erfolgen, heißt es. Erst nach der Übergabe kann der Klinikbetreiber eine Konzession beantragen. Im Klartext: Bis zur Eröffnung der Klinik Heiligenhoven vergehen dann nochmals mehrere Monate.

Das börsennotierte Unternehmen Limes Schlosskliniken hat nach eigenen Angaben bislang rund 40 Millionen Euro in den Ausbau von Schloss Heiligenhoven gesteckt (Stand November 2022). Doch das dürfte vermutlich nicht reichen. Wer trägt die Mehrkosten? Darüber sollen die drei Beteiligten derzeit verhandeln.

Auf der einen Seite steht der Eigentümer von Schloss Heiligenhoven, die französische PF Hospitalité aus Paris. Dann der Bauherr, die Projektgesellschaft Schloss Heiligenhoven mit Sitz in Billerbeck im Münsterland. Und dann der künftige Mieter, die Limes Schlossklinken AG aus Köln. Genauere Informationen zum Stand der Verhandlungen sind derzeit nicht zu erhalten.

Dr. Gert Frank, Vorstand von Limes, hat unsere Zeitung gegenüber kürzlich erklärt, man sei nur der spätere Mieter, zu Baufortschritten könne man nichts sagen und auch keine Stellungnahme zur Fertigstellung abgeben. Klar dürfte allerdings auch sein, dass die Verzögerungen den Generalunternehmer teuer zu stehen kommen, denn er muss eine hohe Vertragsstrafe zahlen.

Unklar ist auch, was aus den rund 40 Mitarbeitern wird, die bereits für den künftigen Betrieb der Klinik Heiligenhoven eingestellt wurden. Im November 2022 hatte Limes mitgeteilt, dass diese Beschäftigten an den anderen Klinik-Standorten in Teterow (Mecklenburg-Vorpommern) und Bad Brückenau (Bayern) eingesetzt und trainiert würden. Eine erneute Anfrage unserer Zeitung zu diesen Thema hat Limes nicht beantwortet.


Verzögerungen von Anfang an

Bei der „Schlossklinik Heiligenhoven“ – in Lindlar meist Burn-outklinik genannt – gab es von Anfang an immer wieder Verzögerungen. 2015 verkaufte der Alteigentümer, der Landschaftsverband Rheinland, das Schloss, die denkmalgeschützte Vorburg und das 64.000 Quadratmeter große Grundstück samt Park an den niederländischen Investor Dommeldal Finance.

Erst 2019 begannen die Bauarbeiten. 2022 wurde die Übergabe des Gebäudes gleich dreimal verschoben , wegen Lieferverzögerungen und Corona-Ausfällen bei Handwerkern. Im November 2022 wurde dann der 1. März 2023 als Datum genannt. Die Gemeinde hatte im Mai 2022 einer Fristverlängerung für die Fertigstellung zum 31. Dezember 2022 zugestimmt. Verzögerungen durch Dritte – etwa Lieferverzögerungen – würden Fristen hemmen, hatte Bürgermeister Dr. Georg Ludwig erklärt. 

In der Ratssitzung am 31. Januar 2023 hatte sich Marco Brück in der Einwohnerfragestunde nach dem Sachstand erkundigt und gefragt, ob die im Durchführungsvertrag verbriefte Strafzahlung angefordert und eingegangen sei, oder es einen Ratsbeschluss über einen Verzicht auf die Festsetzung von Strafgeld wegen Vertragsverletzung gebe. „Die Gemeinde wurde über die Verzögerungen jeweils informiert“, so die Antwort von Ludwig. Eine Strafe sei nicht verhältnismäßig. Die Bürgschaften würden vorliegen und seien wesentlich wichtiger als Strafzahlungen. Mit den Eigentümern stehe man in Kontakt. Eine Besichtigung mit dem Rat sei angedacht.