Nach Auflösung des VertragsStaatsanwaltschaft Köln leitet Ermittlungsverfahren gegen François-Xavier Roth ein

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Francois-Xavier Roth steht vor dem Staatenhaus. Er trägt einen dunklen Pullover und darüber einen gemusterten Schal

Francois-Xavier Roth wird nicht mehr in Köln dirigieren. Die Stadt löst den Vertrag mit ihm auf.

Der Vertrag mit François-Xavier Roth wurde rückwirkend aufgelöst, er erhält nach KStA-Informationen eine Abfindung im sechsstelligen Bereich. 

François-Xavier Roth und die Stadt Köln gehen künftig getrennte Wege. Sie haben sich auf eine vorzeitige Beendigung der Zusammenarbeit zum 30. Juni 2024 geeinigt, wie die Stadt am Freitagmittag bekannt gab. Damit ist Roth nicht länger Kölns Generalmusikdirektor und Gürzenich-Kappellmeister. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist die Auflösung des Arbeitsvertrags mit einer Zahlung von rund 200.000 Euro verbunden, sein Jahresgehalt soll sich auf rund 900.000 Euro belaufen haben. Dieses setzte sich aus einem Grundgehalt von 90.000 Euro und Zahlungen für jedes Dirigat (zwischen 13.000 und 18.000 Euro), sowie einer Pauschale von 15.000 Euro für Reisekosten, Bewirtung und Übernachtungen zusammen.

Nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen Roth hatte sich die Stadt zunächst mit ihm darauf verständigt, dass er bis auf Weiteres nicht mehr in Köln dirigierte. Nun wurde die Zusammenarbeit endgültig beendet. Laut der Pressemitteilung dankt Roth der Stadt Köln für die Möglichkeit, in den vergangenen neun Jahren mit dem Gürzenich-Orchester und der Oper Köln außergewöhnliche Projekte umgesetzt haben zu können. „Die Stadt Köln erkennt die künstlerischen Leistungen während seiner Zeit als Generalmusikdirektor an“, hieß es hingegen schlicht vonseiten des ehemaligen Arbeitgebers.

Die Position des GMD bleibt für eine Spielzeit unbesetzt

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Man habe die Entscheidung in gegenseitigem Einvernehmen getroffen, so die Stadt. Roth verlässt Köln damit ein gutes Jahr früher als ursprünglich geplant. Bis zum Antritt seines Nachfolgers Andrés Orozco Estrada, der die Leitung ab der Spielzeit 2025/26 übernehmen wird, werden Gastdirigenten eingesetzt. Die Position des Generalmusikdirektors wird für diese Spielzeit nicht neu besetzt.

Unterdessen hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfahren, dass die Staatsanwaltschaft Köln ein Ermittlungsverfahren gegen François-Xavier Roth eingeleitet hat. Es gebe einen Anfangsverdacht, heißt es. Auf Anfrage wollte sich ein Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht dazu äußern. Wie zu erfahren war, sollen die Ermittlungen aber nicht etwa durch die Strafanzeige eines Opfers ins Rollen gebracht worden sein. Stattdessen soll die Polizei das Verfahren aufgrund der Presseberichterstattung zu dem Fall von Amts wegen eingeleitet haben. Nun prüft die Kripo, ob Hinweise auf eine Straftat vorliegen. 

Ermittlungsverfahren gegen François-Xavier Roth eingeleitet

Wie aus einem Schreiben des kaufmännischen des Geschäftsführers des Gürzenich-Orchesters, Stefan Englert, an die Mitarbeitenden hervorgeht, hat die Beendigung des Dienstverhältnisses auch Auswirkungen auf die Sachverhaltsaufklärung durch eine externe Anwaltskanzlei. In Bezug auf François-Xavier Roth sei mit der Beendigung des Dienstverhältnisses die rechtliche Grundlage für eine weitergehende arbeitsrechtliche Aufarbeitung entfallen. „Die bereits weit fortgeschrittene Aufklärung und Prüfung soll nunmehr den Fokus auf mögliche strukturelle und organisatorische Verbesserungspotenziale im Hinblick auf die Prävention sexueller Belästigungen und diskriminierenden Verhaltens sowie eine mögliche Verbesserung der Hinweis- und Meldestellen für das Gürzenich Orchester legen“, heißt es in der Mail, die dieser Zeitung vorliegt. Neben den bereits etablierten Präventionsangeboten und Meldestellen werde als erster Schritt die Ombudsstelle bis auf Weiteres weiterbestehen. Diese externe Beschwerdestelle biete eine größtmögliche Vertraulichkeit und Neutralität.

SWR hat noch nicht entschieden, ober an Vertrag mit Roth festhält

Roth soll zur Spielzeit 2025/26 Chefdirigent und künstlerischer Leiter des SWR Symphonieorchesters werden. Ob der öffentlich-rechtliche Sender an diesem Engangement festhalten wird, steht auch Monate nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Roth immer noch nicht fest. Auf die wiederholte Anfrage dieser Zeitung teilte der SWR lediglich mit, die interne Prüfung laufe noch: „Eine Entscheidung wird nach abgeschlossener Prüfung veröffentlicht.“

Bürgermeisterin Brigitta von Bülow, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, sagte dieser Zeitung, es sei richtig, den Vertrag aufzulösen und den Vorgang zu einem Ende zu bringen. Ralph Elster (CDU) sagte, diese Lösung sei für beide Seiten gut und betonte, die Summe, die Roth nun erhalte, sei nur ein Drittel des Betrags, den er andernfalls bekommen hätte. „Aus musikalischer Sicht war es eine großartige Zeit“, so Elster. Das Gürzenich-Orchester sei so gut aufgestellt, dass es die Interimszeit gut überstehen werde. Der Boden für eine erfolgreiche Zeit mit Andrés Orozco Estrada sei bereitet. Da in Köln keine Meldungen bei den entsprechenden Stellen eingegangen seien, sei es richtig, es nun dabei zu belassen, zeigte sich Elster überzeugt. Roth wünsche er alles Gute. „Und ich wünsche ihm, dass an den Vorwürfen in Frankreich nichts dran ist.“


Neubesetzte Konzerte

„Rückkehr“ Festkonzerte 7./8. September Dirigent: Lorenzo Viotti „Verbotene Liebe“ Abokonzerte 22.–24.Septmeber Dirigent: Matthias Pintscher „Entfesselt“ Abokonzerte 8.–10. Dezember Dirigent: Osmo Vänskä „Es war einmal“ Familienkonzerte am 15. Dezember Dirigentin: Ustina Dubitsky

„Ein und Alles“ Abokonzerte 2.4. Februar Dirigent: Sakari Oramo Bürgerorchester am 4. Mai Dirigent: Mariano Chiacchiarini

„Wohin“ Abokonzerte vom 11.–13 Mai Dirigent: Constantinos Carydis Schumann 3 wird beibehalten, Programmänderungen werden in Kürze bekanntgegeben Domkonzert am 3. Juli 2025 Dirigent: Eberhard Metternich Verdi bleibt unverändert, der Rest des Programms folgt in Kürze