PilotprojektWildpferde leben ab jetzt auf der Sophienhöhe am Tagebau Hambach

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Auf dem Bild ist eine Gruppe Wildpferde zu sehen.

Auf der Goldenen Aue auf der Sophienhöhe wurde ein Pilotprojekt mit einer Wildpferdeherde gestartet, es soll für mehr Biodiversität sorgen.

Die sieben Tiere durchstreifen nun das Rekultivierungsgebiet am Braunkohlentagebau Hambach. Spaziergänger können die Pferde aus der Nähe beobachten. 

Die ersten Schritte waren noch etwas zögerlich, und ein kurzer Imbiss mit hohen Grasbüscheln musste auch noch schnell sein – dann fielen die sieben Wildpferde in einen flotten Trab und machten sich gemeinsam auf, um ihre neue Heimat zu erkunden. Die Nacht hatten sie zur Eingewöhnung in einem abgesteckten Paddock verbracht. Die Herde der Rasse Konik gehört zu einem Pilotprojekt, das auf der Goldenen Aue auf der Sophienhöhe, dem Rekultivierungsgebiet am Braunkohlentagebau Hambach, gestartet ist.

Auf dem Bild ist ein Fohlen zu sehen.

Auch ein vier Wochen altes Fohlen gehört zur Herde.

Ein fünfjähriger Hengst, drei Stuten, zwei Jährlinge und ein erst vier Wochen altes Fohlen sollen nun eine Fläche von rund 25 Hektar besiedeln und dort das Grasland weitgehend von Bäumen und Sträuchern frei halten. Sie sollen damit auch die Standortvielfalt und die biologische Diversität in der Rekultivierung erhöhen. Zudem sollen durch das Grasen die Blicke in die Landschaft frei und Wege einsehbar bleiben. Die Pferde können sich frei bewegen, sie finden in einem dichten Wald Unterschlupf bei schlechtem Wetter und haben flache Seen zum Trinken.

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Auf dem Bild ist der Hengst der Herde zu sehen.

Der fünfjährige Hengst ist der Chef der Herde.

Die Ansiedlung der Herde ist ein Pilotprojekt der niederländischen Stiftung Free Nature, des Verbands Neuland Hambach und der Forschungsstelle Rekultivierung. Wissenschaftlich wird das Projekt von den Biologischen Stationen Düren und Bonn/Rhein-Erft, den Ortgruppen von Nabu, BUND und LNU sowie akademischen Fachgutachtern begleitet. „Es ist heute ein tolles Ereignis für uns, ein weiterer Baustein der Rekultivierung kommt dazu“, freute sich Dr. Lars Kulik, Vorstandsmitglied von RWE Power.

Es ist wichtig, dass hier kein Streichelzoo ist
Gregor Eßer, Forschungsstelle Rekultivierung auf Schloss Paffendorf

Die robuste Rasse der Koniks ist fast identisch mit den bekannten Dülmener Wildpferden. Die Tiere haben eine Schulterhöhe von maximal 1,45 Meter und ein braun-graues Fell. Ihr Gebiet auf der Sophienhöhe ist mit einem Elektrozaun und Weiderosten gesichert. Die Pferde können sie nicht passieren, die Spaziergänger schon. Sie dürfen die Tiere aus der Nähe beobachten, sie aber keinesfalls füttern oder sich mit unangeleinten Hunden nähern.

Auf dem Bild sind Hinweistafeln zu sehen.

Auf Hinweistafeln gibt es Informationen und Verhaltenstipps

Auf mehreren neuen Hinweistafeln gibt es Verhaltensregeln und Informationen rund um das Projekt. Die Herde wird videoüberwacht und täglich kontrolliert. Auch Gregor Eßer von der Forschungsstelle Rekultivierung auf Schloss Paffendorf betonte, dass das Projekt die Artenvielfalt fördere und die Tiere völlig frei durch das Gebiet streifen sollen. „Es ist wichtig, dass das hier kein Streichelzoo ist, aber wir vertrauen auf das Verantwortungsbewusstsein und die Disziplin der Besucher. Anfangs werden wir viel vor Ort sein und aufklären.“ Spezielle Namen hätten die Tiere nicht bekommen, damit sie eben nicht wie Haustiere betrachtet werden.

Hohe soziale Kompetenz

 „Unsere Konikpferde werden auf der offenen Fläche das ganze Jahr über genug Nahrung finden. Nur wenn die Kondition der Pferde nachlässt, müssten wir zufüttern“, erklärte der Projektleiter von Free Nature, Patrick van den Burg. Die Rasse Konik verfüge über eine ausgeprägte Anpassungsfähigkeit, über eine hohe soziale Kompetenz und Stärke, die für das Überleben in der freien Natur entscheidend ist, so der Experte. Läuft die Pilotphase erfolgreich, sollen weitere Teile der Sophienhöhe ganzjährig beweidet werden.

Auf dem Bild ist der Projektleiter zu sehen.

Patrick van den Burg, Projektleiter Free Nature, stellte das Vorhaben vor.

Eine Ausweitung des Projektes sieht auch vor, andere Tierarten wie Hochlandrinder oder Wasserbüffel in das Projekt aufzunehmen. Geeignete Flächen haben der Zweckverband Neuland Hambach und RWE Power bereits reserviert. Vergrößern wird sich bereits bald auch die kleine Herde auf der Goldenen Aue: Zwei der jungen Stuten sind trächtig, ihre Fohlen werden in den nächsten Wochen erwartet.