Topspiel in der AnalyseFC Bayern nutzt Leverkusener Makel eiskalt aus

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Lewandowski Schuss

Robert Lewandowski vom FC Bayern schießt das Tor zu 1:2.

Leverkusen – Bayer Leverkusen verliert 1:2 gegen Bayern München. Das Topspiel in der Analyse.

Das Wichtigste zuerst

Bayer 04 Leverkusen hat im letzten Spiel des Jahres die erste Niederlage der laufenden Bundesliga-Saison hinnehmen müssen. Aber nicht irgendwie. In einem spektakulären Spiel unterlag die Werkself dem FC Bayern München in der Nachspielzeit 1:2. Weltfußballer Robert Lewandowski erzielte beide Treffer für den Rekordmeister, der damit die Führung in der Fußball-Bundesliga übernahm.

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Die Tore

Das Leverkusener 1:0 in der 14. Minute war ein am Reißbrett entworfenes Kunstwerk. Leon Bailey führte eine Ecke kurz zu Nadiem Amiri aus, während sich Mittelstürmer Patrick Schick gegen vorrückende Münchner nach hinten in den freien Raum fallen ließ. Amiri servierte dem Tschechen den Ball zentimetergenau auf den Spann des linken Fußes, von wo aus der Ball unhaltbar an Welttorhüter Manuel Neuer vorbei ins Tor schoss.

Der Ausgleich in der 43. Minute begann mit einem Fehler von Edmond Tapsoba, Thomas Müller kam so rechts am Strafraum unbedrängt zur Flanke, Torhüter Lukas Hradecky und Verteidiger Jonathan Tah behinderten sich im Fünfmeter-Raum. Der Ball landete auf dem Kopf des bis dahin wirkungslosen Weltfußballers Robert Lewandowski, der nichts anderes tun musste als in die Knie zu gehen und einzunicken.

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Das 1:2 in der dritten Minute der Nachspielzeit wurde durch einen dicken Schnitzer von Jonathan Tah eingeleitet, dem der Ball zwei Meter weit vom Fuß sprang. Der eingewechselte Joshua Kimmich konnte so den entscheidenden Pass auf Robert Lewandowski spielen, der platziert einschießen wollte. Ob sein Versuch gelungen wäre, wenn Edmond Tapsoba nicht dazwischen gesprungen und entscheidend abgefälscht hätte, werden wir nie erfahren. So flog der Ball ins Tor.

Das war gut

Die ersten 30 Minuten. Bayer 04 ging mit einer Energie und einer Präzision in dieses Spiel, die gegen Bayern München mit Trainer Hansi Flick noch keine Mannschaft entwickelt hatte. Der Rekordmeister verlor im Dauerpressing der Werkself Linie und Orientierung uns begann früh, die Bälle weit nach vorn zu schlagen. Die Führung machte die Kräfteverhältnisse noch deutlicher.

Die Werkself hielt den Rekordmeister bei 35 Prozent Ballbesitz. Es war klar, dass dieser Dauerdruck nicht permanent aufrechterhalten werden konnte. Bis zum Ausgleich, der wirklich aus heiterem Himmel fiel, hatte Leverkusen allerdings alles mehr oder weniger im Griff.

Das war schlecht

Aus Leverkusener Sicht dreierlei: Die Fehler, die zum 1:1 führten. Die Fehler, die zum 1:2 führten. Und in der letzten Viertelstunde der Verlust des Willens, dieses Spiel unbedingt und mit allen Mitteln zu gewinnen. Diese Makel nutzte der zunächst fehlerhafte und aus dem Takt geratene FC Bayern mit seiner Erfahrung und Härte zum Sieg.

Mann des Spiels

Weltfußballer Robert Lewandowski. Natürlich, möchte man sagen. 43 Minuten lang schien der Pole einen unbekannten, aber weniger talentierten Zwilling nach Leverkusen geschickt zu haben. Ihm versprangen Bälle. Er lief in falsche Räume. Er nutzte eine große Chance nicht. Dann verwandelte er sich in den echten Robert Lewandowski, erzielte seine Saisontore Nummer 16 und 17 und bescherte dem FC Bayern den Umständen entsprechen fröhliche Weihnachten.

Moment des Spiels

Ereignete sich möglicherweise in der 28. Minute. Nach einem Zuspiel von Leon Bailey lief Patrik Schick mit dem Ball am Fuß alleine auf Manuel Neuer zu und erzielte scheinbar das 2:0. Die Aktion verriet Klasse und Abgezocktheit.

Allerdings meldete sich mitten im Leverkusener Jubel der VAR bei Schiedsrichter Felix Zwayer. Die Szene wurde auf Abseits untersucht. Nach über einer Minute fiel die Entscheidung: Abseits lag vor. Um wenige Zentimeter. Es blieb beim 1:0. Und der FC Bayern brauchte weiter nur zwei Tore, um das Spiel zu gewinnen.

Das sagen die Trainer

Peter Bosz (Bayer Leverkusen): „Wir haben stark angefangen, sehr mutig, haben die Bayern hoch angelaufen. Jeder hat gesehen, dass wir dieses Spiel gewinnen wollten. So spielen nicht viele Mannschaften gegen die Bayern. Deshalb ist das Ergebnis unglaublich enttäuschend. Wir hatten die Niederlage nicht verdient. Gegen eine Mannschaft mit so viel Erfahrung muss man dann ganz am Ende mit dem Punkt zufrieden sein. Wir wollten gewinnen, aber am Ende hätte das 1:1 dann gereicht. Aber wir haben dann den entscheidenden Fehler gemacht. Jonathan Tah weiß das, das muss ich ihm auch nicht sagen. Dennoch bin ich mit der Gesamtleistung in dieser Saison bisher sehr sehr zufrieden. Deshalb trübt diese Niederlage unsere Gesamtleistung nicht.

Hansi Flick (Bayern München): „Es ist der Abschluss, den wir uns alle gewünscht haben, hier mit einem Sieg nach Hause zu fliegen. Damit haben wir ein fantastisches Jahr beendet. Ich muss noch einmal herausstellen, dass uns Trainern die Arbeit mit dieser Mannschaft unheimlich Spaß macht. Die Mentalität dieser Mannschaft ist herausragend. Ich bin dankbar für jede Minute, die ich Trainer dieser Mannschaft sein darf. Man muss aber auch vor Leverkusen den Hut ziehen, mir haben sie schon letztes Jahr gefallen mit ihrer Art, Fußball zu spielen.“

Das sagen wir

Die Saga des FC Bayern München, der Spiele mit der Macht seines Willens in allerletzter Sekunde für sich entscheidet, ist um ein Kapitel reicher. Selten konnte unter Laborbedingungen im Detail beobachten, woraus die Mannschaften des deutschen Rekordmeisters diese Kraft schöpfen. Aus einer kollektiven Unbeugsamkeit, die auch von Phasen schlechter Leistung nicht getrübt wird. Die Saga der Leverkusener, große Chancen im entscheidenden Moment durch eigene Fehler zu verspielen, ist allerdings auch um ein Kapitel reicher.