Infografik

Waldbrände
Nicht nur in Griechenland – Satellitendaten zeigen, wo es überall brennt

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Feuerwehrleute in Griechenland kämpfen gegen ein Großfeuer nördlich der Hauptstadt Athen.

In Griechenland ist nördlich der Hauptstadt Athen ein großer Waldbrand ausgebrochen. Satellitendaten zeigen, dass es auch in diesem Sommer in ganz Europa Feuer gibt.

Vielerorts in Europa lodern noch immer Flammen. Auch in NRW steigt die Waldbrandgefahr seit Jahren.

Es ist eine gute Nachricht, die noch am Mittwoch (14. August) kam: Der Großbrand, der fast drei Tage nahe Athen getobt hat, war gelöscht. Weiterhin patrouillieren Feuerwehrleute die Region – durch die sogenannte Brandwache soll ein Wiederaufflammen von Glutnestern verhindert werden.

Immer wieder gibt es in Griechenland Waldbrände

Auf staubtrockenem Waldboden bei knapp 40 Grad und nicht einem Tropfen Regen konnte sich das Feuer binnen kürzester Zeit ausbreiten. Eine Person kam ums Leben, rund 100 Quadratkilometer Fläche sind verbrannt. Zum Vergleich: Das gesamte Kölner Stadtgebiet ist rund 400 Quadratkilometer groß.

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Die Ägäis ist in den Sommermonaten immer wieder von Waldbränden betroffen – vor allem, wenn der trockene Sommerwind Meltemi weht. In den Gebieten, in denen es seit Wochen nicht geregnet hat, reicht oftmals ein Funke, um gewaltige Brände zu entfachen.

Waldbrandsaison: Satellitendaten zeigen alle Brände in Europa

Doch Griechenland ist nicht der einzige Schauplatz von lodernden Bränden in diesem August: Satellitendaten der Nasa zeigen, dass es rund ums Mittelmeer an zahlreichen Orten brennt – und nicht nur dort.

Auf Kreta tobten in den vergangenen Tagen Feuer, ebenso wie an zahlreichen Orten in Albanien, Italien und Spanien. Auch im umkämpfen Süden der Ukraine erfassten die Nasa-Satelliten zahlreiche Brände. In Deutschland wurden in den vergangenen sieben Tagen viele kleinere Feuer registriert. 

Die sogenannten Modis-Satellitendaten ermöglichen seit 1999 eine detaillierte Untersuchung von Brandherden per Sensor, der über spezielle Merkmalen für die Beobachtung von Vegetationsbränden verfügt. Seit dem Jahr 2003 wird die komplette Erde alle sechs Stunden beobachtet, was aufgrund der kurzen Lebensdauer der meisten Brände wichtig ist.

Bereits jetzt kommt es im Mittelmeerraum nahezu jeden Sommer zu großflächigen Bränden. Solche Brände, die von Sommerwinden weiter angeheizt werden, werden mit dem Klimawandel zukünftig häufiger: Weil Dürreperioden immer extremer und länger werden, wird es im Mittelmeerraum trockener und heißer. Insbesondere das Unterholz im Wald wird dadurch zu perfektem Brennmaterial, für das oftmals ein Blitzeinschlag, eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe oder ein Funken von einem Lagerfeuer reichen, um in Flammen aufzugehen.

Im vergangenen Jahr brannte in Griechenland bei anhaltender Dürre und Rekordtemperaturen eine Fläche von rund 1750 Quadratkilometern ab – mehr als viermal die Stadtfläche Kölns. In diesem Jahr sind die Voraussetzungen ähnlich: Noch nie wurde ein heißerer Juli gemessen, der Juni war der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Brand nahe Athen ist inzwischen gelöscht. Doch die Waldbrandsaison ist noch nicht vorbei.

Für Waldbrände ist meist der Mensch verantwortlich

In Deutschland sind vor allem trockene Regionen wie Brandenburg von Waldbränden betroffen. Aber auch in Nordrhein-Westfalen steigt seit Jahren die Waldbrandgefahr an. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (Lanuv) zeichnet die Entwicklung der Waldbrände über die Jahre hinweg auf. Während vor 1991 keine Waldbrände in Nordrhein-Westfalen vermerkt wurden, steigt die Zahl seither stark. Am häufigsten brannte es bis jetzt 2020: damals zerstörten 227 Waldbrände 62 Hektar Wald.

Nur ein kleiner Teil der Waldbrände entsteht durch natürliche Ursachen, wie etwa Blitzeinschläge. „In 99 Prozent aller Fälle ist s menschliches Verhalten für Brände verantwortlich“, sagt Nicole Fiegler vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Weggeworfene Zigaretten oder Autos, die auf trockenen Wiesen parken, erhöhten das Waldbrandrisiko.

Einen erinnerungswürdigen Vorfall erlebte Gummersbach im April 2020: 35 Hektar Wald brannten damals. Erst nach etwa sechs Tagen waren alle Brandherde gelöscht. Verursacht hatte das Feuer ein 24-jähriger Waldbesucher. Er hatte eine Zigarette auf dem Waldboden nicht ganz ausgetreten. 

Fiegler empfiehlt deshalb, sich an einfache Regeln für Waldbesuche zu halten: „Autos bitte auf ausgewiesenen Wanderparkplätzen abstellen. Und sich an das Rauchverbot im Wald halten, das von März bis Oktober gilt.“ Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen setzt auch auf die Unterstützung der Bevölkerung, wenn es darum geht, Waldbrände zu entdecken. Bei Rauch oder Feuer sollten Waldspaziergänger schnell einen Notruf absetzen und sich ansonsten umsichtig verhalten: „Bitte achten Sie auf den großen Schatz Wald“, appelliert die Ministerin. 

Eine weitere Präventionsmaßnahme des Landes ist der „Waldumbau“, das gezielte Anpflanzen von Baumsorten, die weniger anfällig für Brände sind. Besonders Kiefernwälder könnten Wasser schlecht speichern und würden Brände begünstigen. „Da müssen unbedingt Laubmischwälder her“, sagt Nicole Fiegler. 

Was der Schutz vor Waldbränden NRW kostet

Die Wiederaufforstung auch verbrannter Flächen mit klimaangepassten Bäumen wird von der NRW-Landesregierung bezuschusst. Nach Angaben des Landesbetriebs Wald und Holz NRW liegt die Wiederbewaldungsprämie für 400 „gleichmäßig verteilte“ Pflanzen bei 800 Euro je Hektar. Die Baumarten müssten „standortgerecht und laut Waldbaukonzept NRW zum Anbau empfohlen sein“. Einschließlich der für die Pflanzsaison 2024 bereits bewilligten Förderanträge seien bis zum April dieses Jahres rund 22 Millionen Euro an Waldbesitzende geflossen, so das Land. Etwa 800 weitere Anträge würden bearbeitet. 

Vor einigen Wochen hat Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) am Niederrhein die erste Waldbrandüberwachungszentrale im Bundesland eröffnet. Die insgesamt gut 1,1 Millionen Euro teure Anlage „Fire Watch“ sammelt Informationen aus Spezialkameras auf acht Überwachungstürmen am gesamten Niederrhein und erkennt Brände aus den Daten auch durch den Vergleich zahlreicher Fotos mithilfe von künstlicher Intelligenz. „Mit „Fire Watch" setze sich das Land Nordrhein-Westfalen aktiv für den Schutz der Wälder gegen Feuer ein, sagte Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wälder sind unsere Klimaschützer Nummer 1 und sie erfüllen wichtige Funktionen für die Natur, für die Gesellschaft und für die Holzwirtschaft“, erklärte die Ministerin.

Ministerin Silke Gorißen: „Wälder sind unsere Klimaschützer Nummer 1“

Die Sichtweite der Kameras in Viersen, Kleve, Wesel, Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld und im Rhein-Kreis-Neuss betrage bei großen Feuern bis zu 40 Kilometer, sagte die Ministerin. 20 Kilometer würden immer erreicht, ergänzte der Chef der Herstellerfirma, Kurt Winter. Die Anlage funktioniere auch nachts. Die Bilder und Informationen laufen an zwei Rechner-Arbeitsplätzen im Regionalforstamt Niederrhein in Wesel zusammen, wo während der Waldbrandsaison ab der mittleren Waldbrandwarnstufe drei (erhöhte Waldbrandgefahr) zwei Mitarbeiter sieben Tage die Woche die Bildschirme beobachten.

„Ein blauer Kasten rund um eine Position ist eine Alarmmeldung“, erklärte Forstwirt Lukas Hirschfeld. „Dann kriege ich auch ein akustisches Signal – wie ein Ping bei einer SMS.“ Er prüfe dann, ob der Qualm womöglich nur von einer Heizung oder Industrieanlage stammt. Wenn nicht, peile er die Stelle noch einmal von einem der anderen Kameratürme an. Mit der sogenannten Kreuzpeilung lasse sich die Brandstelle bis auf wenige Meter bestimmen. Die Meldung geht dann an die Feuerwehr.

Dies sei „ein Riesenfortschritt“, betonte der Leiter des Regionalforstamtes Niederrhein, Julian Mauerhof. Denn bisher gleiche die Suche nach dem Brandherd im Wald oft der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. „Die Feuerwehrleute sehen den Qualm aus der Ferne, aber wenn sie am Waldrand stehen, sehen sie oft gar nichts mehr“, so Mauerhof. „Dann fahren sie die Drehleiter über die Baumkronen und gucken von oben.“ All das koste aber viel zu viel Zeit – genauso wie der Einsatz von Drohnen. „Denn bei Waldbränden zählt jede Sekunde“, sagte der Forstamtsleiter. Je eher die Feuerwehr an der richtigen Stelle sei, desto geringer der Schaden. (mit dpa)