„Daach der kölschen Sproch“Warum OB Henriette Reker zu ihrer holprigen Rede im Rathaus steht

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Die Preisträger des Lehrer-Welsch-Preises mit der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Mitgliedern der Tanzgruppe Kölsch Hänneschen im historischen Rathaus.

Die Preisträger des Lehrer-Welsch-Preises mit der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (Mitte) und Mitgliedern der Tanzgruppe Kölsch Hänneschen im historischen Rathaus.

In der ganzen Stadt fanden zum Jubiläum viele Veranstaltungen statt.

Etwas holprig kam sie daher, die kölsche Rede der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker zur Eröffnung des ersten „Daach der kölschen Sproch“ am Sonntag im historischen Rathaus. „Die kölsche Sprache kommt mir nicht so locker über die Lippen, wie ich das gerne hätte“, gab Reker auch unverblümt zu. Und da das sicher vielen so gehe, sei auch das der Grund, warum dieser spezielle Tag nun regelmäßig mit vielen Veranstaltungen in der ganzen Stadt gefeiert werden soll.

Köln: 50 Veranstaltungen in der ganzen Stadt

Kölsch sei immer schon eine Sprache ohne feste Regeln gewesen. Wie der Schnabel ihnen gewachsen ist, so würden die Menschen sprechen. „Und wenn wir miteinander Kölsch sprechen, und seien es nur ein paar Wörter, dann bleibt die Sprache lebendig”, sagte Reker. Und deshalb sei sie auch sofort begeistert gewesen, als sie von der Idee des „Daach der kölschen Sproch“ gehört habe. Die hatte Günther „Bömmel“ Lückerath, eines der Gründungsmitglieder der Musikgruppe Bläck Fööss.

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Aus der Idee, der sich auch die Brauchtumsexperten Bernhard Conin und Wolfgang Oelsner anschlossen, entstanden rund 50 Veranstaltungen. Die Kölner Polizei lud unter dem Motto „Pass op, do kütt de Schmier“ zur Führung durch das Polizeipräsidium ein, natürlich „op kölsch“. Auch Kölschkurse, Theaterproben, Geschichtsstunden und eine Schreibwerkstatt wurden angeboten, vieles davon im historischen Rathaus. Los ging es mit der Verleihung des Lehrer-Welsch-Preises.

Lehrer-Welsch-Preis für Hänneschen-Puppenspieler

Der Preis, benannt nach dem Kölner Sonderpädagogen Heinrich Welsch, der seit 2004 vom Verein Deutsche Sprache, Regionalverband Köln, verliehen wird, ehrt Menschen und Institutionen für Verdienste um Hochsprache und Mundart. Dieses Jahr ging er an die ehemaligen Puppenspieler des Hänneschen-Theaters, Jacky von Guretzky-Cornitz, Charly Kemmerling, Udo Müller und Josef Schönberg. Die Puppenspiele der Stadt Köln feiern in diesem Jahr ihr 222-jähriges Bestehen.

Heinrich Welsch habe sich immer um benachteiligte und kranke Kinder gekümmert, sagte Laudator Wolfgang Oelsner, selbst Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche. Oelsner stellte einen Zusammenhang zu den diesjährigen Preisträgern her und berichtete von einer Kölnerin, bei deren elfjährigen Sohn Hyperaktivität und eine Störung des Sozialverhaltens diagnostiziert worden sei. Doch die Mutter habe ihren Sohn ganz pragmatisch so beschrieben: „Der mät et Hännesche.“

Köln: Wicky Junggeburth fordert mehr Kölsch im WDR

Intrigante Gestalten („Schäl), Menschen mit Handicaps und Sprachfehler („Speimanes) oder rotzfreche Pänz („Röschen“), im Hänneschen-Theater sei laut Oelsner jeder im „Knollendorf“ integriert. Und das natürlich im feinsten Kölsch. „Unser Auftrag ist, dass man anhören kann, wie man früher Kölsch gesprochen hat und auch heute noch spricht“, sagte der langjährige Puppenspieler Charly Kemmerling. Es sei ein Privileg gewesen, dass er mit dem Hänneschen seinen Lebensunterhalt habe bestreiten dürfen.

Der frühere Karnevalsprinz Wicky Junggeburth plädiert für mehr Kölsch im Westdeutschen Rundfunk.

Der frühere Karnevalsprinz Wicky Junggeburth plädiert für mehr Kölsch im Westdeutschen Rundfunk.

Am Nachmittag hielt in der Piazzetta des Rathauses auch der ehemalige Karnevalsprinz und Sänger Wicky Junggeburth einen flammenden Appell, die Kultur der kölschen Sprache zu fördern. Den richtete der langjährige Kommentator des Rosenmontagszuges in Richtung des Westdeutschen Rundfunks: „Ich plädiere dafür, dass unsere kölsche Muttersprache auch mal wieder etwas mehr im WDR präsent ist, was für die Bayern das selbstverständliche ist, das muss hier auch gehen.“

Köln: Fritz Schramma plädiert für Kölsch-AGs in Schulen

Junggeburths Talkgast Fritz Schramma, ehemaliger Kölner Oberbürgermeister, sagte, die Heranführung des Nachwuchses an die Kölsche Sprache („Wir sprechen zu Hause nur Kölsch“) sei ihm immer eine Herzensangelegenheit gewesen. „Ich hatte mich damals auch eingesetzt, dass die Stellen für die Kölsch-AGs an den Schulen bestehen bleiben.“ Kindern müsse die Möglichkeit gegeben werden, die kölsche Sprache in der Schule zu erlernen.

Moderator Linus redet Kölsch in der „Schwaad-Eck“ mit dem 20-jährigen Studenten Mahni Touri.

Moderator Linus redet Kölsch in der „Schwaad-Eck“ mit dem 20-jährigen Studenten Mahni Touri.

Die Jugend suchte man bei den Veranstaltungen im Rathaus allerdings vergebens. Zumindest fast. Denn bei der von Moderator Linus betriebenen „Schwaad-Eck“ meldete sich der 20-jährige Mahni Touri zu Wort. Im besten Kölsch erklärte der angehende Informatikstudent, sich für Sprachen zu interessieren und sich als 14-Jähriger die Mundart selbst beigebracht zu haben. „Ich habe mir ein kölsches Wörterbuch gekauft und die Klassiker von den Bläck Fööss und Willi Ostermann gehört“, berichtet er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, seitdem übe er. Mit dem Hobby sei er in seinem Freundeskreis aber leider auch der einzige.