Prozess um Brandstiftung in KölnSEK-Beamte trafen auf Feuerwalze – Todesangst im Treppenhaus

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Der mutmaßliche Brandstifter sprang vom Balkon seiner Wohnung im Görlinger Zentrum.

Der mutmaßliche Brandstifter sprang vom Balkon seiner Wohnung im Görlinger Zentrum.

Nach einem mutmaßlichen Brandanschlag war ein SEK-Beamter im Treppenhaus eines Kölner Mehrfamilienhauses eingeschlossen.

Als Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei eine Wohnung neben dem Görlinger Zentrum in Bocklemünd stürmten, trafen sie auf eine Feuerwalze. Der Bewohner, der sich zuvor verschanzt hatte, soll laut Anklageschrift mit einer Gasflasche hantiert und das Sofa im Wohnzimmer angezündet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Brandstiftung und versuchten Mord vor.

Köln: SEK-Beamte von Feuerinferno überrascht

Mit sieben Beamten hatte sich das SEK im vergangenen November vor der Wohnungstür im zweiten Stock des Gebäudes aufgehalten. Nachdem der Bewohner zuvor seiner Lebensgefährtin mit der Entzündung von Gas gedroht haben soll, führte einer der Polizisten ein entsprechendes Warngerät mit sich. Ausgeschlagen habe das vor der Tür allerdings nicht, berichtete der Beamte im Gerichtssaal.

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Der Angeklagte mit Verteidigerin Karin Bölter und zwei Wachtmeistern beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

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Umso überraschter müssen die SEKler gewesen sein, als sie nach dem Aufschießen der Wohnungstür mit einer Art Schrotflinte nicht direkt auf den Bewohner, sondern auf ein Feuerinferno trafen. „Erst kam uns weißer Rauch entgegen, dann schwarzer“, sagte ein Beamter. Man habe dann den Rückzug angetreten. Der Bewohner sprang danach vom Balkon, so zeigt es auch ein Drohnenvideo der Polizei.

Kölner Angeklagtem droht Einweisung in Psychiatrie

Er sei noch auf den Balkon unter der Feuerwohnung geeilt, um den Mann womöglich abfangen zu können, so ein SEK-Beamter. Es sei aber alles zu schnell gegangen. Der 57-Jährige landete schließlich auf einem Grünstreifen, brach sich kompliziert das Bein. „Sein Fuß hing mehr oder weniger nur noch an einem Faden“, sagte der Beamte. Später musste der Unterschenkel amputiert werden.

Der Beschuldigte soll im Wahn gehandelt haben, kann sich laut Verteidigerin Karin Bölter an die Geschehnisse vom Tattag nicht erinnern. In der Anklageschrift ist von einer verminderten Steuerungsfähigkeit die Rede. Stellt sich heraus, dass diese komplett aufgehoben war, dann wäre der Mann schuldunfähig. Ihm droht dann aber die dauerhafte Einweisung in die geschlossene Psychiatrie.

Köln: SEK-Beamter hatte Todesängste im Treppenhaus

Dass bei dem Polizeieinsatz auch Beamte hätten versterben können, wie es Opfer-Anwalt Christoph Arnold beim Prozessauftakt geäußert hatte, wurde bei den Aussagen der SEKler deutlich. So habe der Kollege mit der Kennziffer 592-001 damals im verrauchten Treppenhaus die Orientierung verloren. Während seine Kollegen nach unten liefen, war der Beamte im oberen Teil des Gebäudes gefangen.

Todesängste habe der junge Kollege ausgestanden, „der hat sich da Gedanken gemacht, ob er zurück nach Hause zu seiner Frau und seinem Kind kommt“, berichtete ein Kollege. Letztlich konnte der Kollege durch das Öffnen eines Fensters gerettet werden. Der Mann erlitt eine Rauchgasvergiftung, habe psychisch stark gelitten. Mittlerweile gehe es ihm laut Kollegen wieder besser. Der Prozess wird fortgesetzt.